Gestern Abend bin ich noch etwas weiter südlich gefahren, Richtung Grenze. Ich übernachte an einer der Wassermühlen, die es hier gehäuft gibt. Schon morgens beginne ich, mich von allen soweit zu verabschieden, als dass ich die EU verlasse und somit nicht mehr telefonieren kann und vorerst auf WiFis in Lokalen angewiesen bin. Unter Umständen besorge ich mir eine MNE-Karte, um zumindest online sein zu können. Der Telefonie ist dies jedoch nicht dienlich.
Irgendwann dann geht es los. Ich fahre noch Molunat an, das J vor etwa 40 Jahren regelmässig besucht hat. Im Ort war er bekannt. Er war einer der ersten Touristen dort, wenn nicht sogar der Erste. Den Einheimischen bestellten bei ihm Dinge, die er dann auch dorthin gebracht hat, wie zB Fischernetze, Nähmaschinen, …
Umso witziger ist es, als ich ihn vom Hafen aus anrufe, um ihm zu sagen ich wäre hier. Bilder dazu hatte ich ihm schon geschickt. Schön ist, dass der Ort seine Beschaulichkeit dem Tourismus gegenüber noch nicht geopfert hat. Auch die Anreise, die vor 40 Jahren noch über Sandpisten stattfand, hat heute noch etwas Ursprüngliches, selbst wenn man nun asphaltiert fährt.
Irgendwann fahre ich meine asphaltierte Beschaulichkeit über zirka 8-10 Kilometer wieder zurück bis zur Hauptader, da schiesst ein Taxi hupend an mir vorbei. Ich passiere das STOP und will es aber noch vorbeilassen, da springt ein Polizist vom Beifahrersitz und auf mein Auto zu. Gedanklich gehe ich schon alle Möglichkeiten durch. „Stop the engine!“ Sure. „Open the car!“ „The back?“ „Yes! Open!“ „EVERYTHING IS UNLOCKED NOW, SIR!“, schreie ich vom Fahrersitz. (Wohlgemerkt – ich stehe mitten in der Kreuzung.) Erst mal Auto sichern. Gang einlegen, Handbremse diesmal, Warnblinklicht rein. Dann erst aussteigen.
„Open!“ Er will, dass ich ihm die Flügel öffne. Durch den Fahrradträger sieht man die Türöffner nicht. Ich bin kooperativ. Ich öffne. Ein erneutes „Open!“ Ich packe den Tisch weg. Dann drückt er auf die beiden Knöpfe der Gasflaschenabteilung. Die Klappe öffnet sich aber nicht, weil, ja, weil … muss man wissen … Ich bin kooperativ. Ich haue herzhaft gegen die Klappe und die Türknöpfe lösen sich. Ich denk noch, so jetzt hat er mich. Die Flasche ist nicht abgesperrt während der Fahrt, das Hütchen der Reserveflasche ist nicht drauf und es ist way too much darin verstaut. „You can close now.“ „Can I open?“ (er ist schon ums Auto rum – gemeint ist nun die Schiebetür) „Sure!“ Feel yourself at home, denke ich noch. Hierzu bedarf es keinen Tricks. Schliesst die Tür. Kommt wieder auf mich zu. „What’s your name?“ Ich antworte artig mit Vor- und Zunamen. Gibt mir die Hand. „Thank you for your cooperation!“ Ich: „Sure. What are you looking for?“ Antwort: „2 immigrants.“ In meiner Gasflaschenabteilung? Gut, dass ich sie im Kühlschrank versteckt hielt … Ach, und die Drogen sind im Handschuhfach. Ach, fcuk, ich habe mir die Polizeimarke gar nicht zeigen lassen …
„Where do you go?“ Jetzt werde ich mir mal die montenegroanischen Kollegen ansehen. Ausreise ist easy. Wenn ich auch nicht verstehe, warum keiner das Einreisedokument nach Kroatien sehen will, das ich aus diesem Grund erst gar nicht ausgefüllt habe. Dann weiter zur Einreise. Der Herr Beamte spricht deutsch. Zum Reisepass dazu will er die Fahrzeugpapiere und die grüne Versichertenkarte. Und schon ist man eingereist. Zur Begrüssung bekommt man auf Strassenschild die Geschwindigkeiten für innerorts, ausserorts und Schnellstrassen, wie sonst überall. Dann, ein paar Meter später erhält man das Verbotsschild für Camper, Wohnanhänger und Zeltler. Yeah! Hier fühlt man sich doch gleich wohl!
Manche Autos fahren mit geöffneter Heckklappe. Entweder, weil sie zB lange Leisten Holz transportieren oder wie der vor mir, weil er einen Kochtopf im Kofferraum transportiert. Wir haben bewölkten Himmel und 37 Grad C. Autos am Parkplatz müssen nicht zwangsläufig abgesperrt werden, sie stehen auch schon mal mit offenen Fenstern rum. Easy. Und schwupps werde ich von vorne zugeparkt. Alles easy.
Und schwupps habe ich einen Sportladen und neue Sportschuhe. Yeah. Die Montenegrianer müssen ja ganz schön verdienen, wenn man sich Sportschuhe zu deutschen Preisen leisten kann. Obwohl Montenegro noch nicht in der EU ist, gilt hier der Euro. Einziger Unterschied zu Mitgliedsstaaten ist, dass sie keine eigenen Münzen prägen dürfen und natürlich keine eigenen lokalisierten Banknoten besitzen. Im Supermarkt auch gleich Bestand aufgefrischt. Ich mag ja die kleinen Stände an der Strasse, die Obst, Gemüse, Olivenöl, Schnaps, Käse, Honig – je nach Region – wie in Kroatien verkaufen. Das finde ich authentischer als das Supermarkt-Angebot. Gesehen habe ich das hier in MNE auch schon, war nur zu spät. So kaufe ich meine Tomaten im Supermarkt, während die Spezialität darin besteht, die richtige Nummer für die Frucht einzugeben und dann noch richtig auszulösen. Dank extra dafür bereitgestellter Servicekraft weiss ich nun: die weisse Blanko-, danach die gelbe Strichtaste und schon spuckt es das Etikett aus. Scheint etwas günstiger als Kroatien. Am Bier müssen wir geschmacklich noch arbeiten.
Im ersten Moment scheint alles beim Alten, die Berge, das Meer, die Boote, die Bikinis, doch habe ich das Gefühl, die Menschen wären aufgeschlossener. Eben kam ein Mann mit seinem Roller vorbei ohne Sturzhelm und zwei Jungs hintendrauf. Das brachte mich zum Schmunzeln und prompt kommt ein Kommentar von ihm an mich. Bei den Händlern gibt es Unterschiede. Kleine Geschäfte in den Strassen, aneinander, bunt gemischt. Vom Autozubehör, über Haushaltswaren, über …
Das gefällt mir.