Am nächsten Tag fahren wir nach Karbala. Holy Karbala. Wir müssen durch etliche Checkpoints, bei denen wir immer besondere Aufmerksamkeit erfahren. Pässe werden kontrolliert, woher, wohin, mal wird der Fahrzeugschein verlangt und manchmal will man in das Fahrzeug sehen. In Karbala versuchen wir unser Auto in einem der vielen großen Parkplätze zu parken. Niemand nimmt uns. Es scheint unmöglich. Jürgen trifft auf Mohammad. Er erklärt, dass die Betreiber mit dem Militär Schwierigkeiten bekämen, wenn ein ausländisches Fahrzeug auf dem Platz stünde. Anschlaggefahr. Er bringt uns zu einem Platz, an dem wir stehen könnten. Zudem ist notwendig, Zettel am Fahrzeug anzubringen, die Auskunft über uns geben würden inklusive Telefonnummer.
So verstaut, nehmen wir uns ein Tuk-Tuk und fahren zu dem Holy Imam Husayn Shrine, eine der heiligsten Stätten der Schiiten. Husayn war ein Enkel des islamischen Propheten Mohammed und ist 680 in der Schlacht von Karbala ums Leben gekommen.
Im Anschluss geht es zum Al-Abbas Shrine gegenüber, dem Schrein seines Bruders, der hier gestorben und begraben worden sein soll. Vorher kaufen wir mir noch einen Dschador. Geblümt verhüllt und mit Socken! darf ich rein. Überhaupt sind in Karbala die Spielregeln etwas anders, ganz Karbala ist heilig – so muss ich generell Kopftuch tragen.
Wir verbringen noch etwas Zeit in den Straßen. Immer wieder ziehen Prozessionen lautstark an uns vorbei. Eine Art Ashura. Karbala, das selbst nur etwa 700tausend Einwohner stark ist, wird jedes Jahr von Millionen Pilgern überrannt, die hauptsächlich in der Zeit der Ta’ziehPassionsspiele zur Schlacht von Karbala oder dem Gedenkfest Arba’in 40 Tage nach Ashura eintreffen. Die Pilger starten ihren etwa 70 Kilometer langen Fußweg in Najaf am Grabmal des Imam Alis. Da es nicht ausreichend Unterkünfte gibt, übernehmen die Bewohner dies. Es zeugt von einer guten Tat, die belohnt wird. Ebenfalls wird Essen kostenfrei an Pilger ausgegeben, das sich über Spenden finanziert. Abends laufen wir noch an Mohammads Geschäft für Süßigkeiten und Nüsse vorbei. Hauptberuflich ist er Biologie-Lehrer. Er ist allerdings noch beim Barber, wie er uns später am Auto erzählt. Er bietet uns an, mit uns nach Bagdad zu fahren. Freitag und Samstag hätte er frei. Wir wollen zuvor noch nach Najaf und Babylon und verabreden uns für Samstag.