Nach Hillah, Babylon – Babel, wie der Araber sagt – sind es nur noch 80 Kilometer und wir fahren noch. Wir sind zwar hungrig, fahren aber erst mal auf das Gelände. Natürlich erst einmal wieder durch die Militärstation, dann ein paar Meter weiter gilt es, das Ticket für umgerechnet 20 Dollar pro Person zu lösen und schon fährt man auf den Nachbau des Ischtar-Tores zu. Nachdem das Licht gerade sehr gut ist, wollen wir uns den Saddam Hussein-Palast auf dem Hügel vornehmen, von dem aus man einen Blick über Babel genießen kann. Auch hier passiert man eine Militär-Station und zahlt Eintritt, diesmal für unter 1 Euro pro Person. Zu Fuß geht es auf den Hügel. Eines meiner persönlichen Highlights der gesamten Reise ist dieser Palast! Der Bau wurde in den 1990ern aufwändig in Materialien und in Anlehnung an die Bauweise mesopotamischer Hochkulturen errichtet. Indirekt sah sich Saddam Hussein ja auch als Nachfolger von Herrscher Nebukadnezar. Gelebt hatte er nie hier, man munkelt er hätte nur 1 Nacht hier verbracht. Insgesamt hätte ich mir das Innere des Palastes größer und prächtiger vorgestellt. Räume gibt es genug. Jürgen meint, er wäre schon prächtig genug. Man unternimmt nichts, um den Palast zu erhalten, Fenster sind kaputt, Vandalismusschäden, Müll. Möbel sind natürlich auch keine mehr vorhanden. In die oberen Stockwerke kann man nicht. Vom Untergeschoß aus gelangt man zu einem kleinen Außenpool.
Danach holen wir uns die Erlaubnis vom Militär, nochmal ausfahren zu dürfen, um wiederzukommen. Wir wollen essen und einkaufen. Machen wir auch. Und dann geht es los: wir melden uns wieder beim Militär an. Man will uns nicht mehr einfahren lassen. So leicht lässt sich Jürgen nicht abwimmeln. Über eine Stunde argumentiert und diskutiert er mit den paar anwesenden Militärs. Nur 1 ist auf seiner Seite, hat aber nichts zu melden. Nix zu machen. Zumindest schaffen wir es, gleich nebenan auf einem eingezäunten Platz zu übernachten. Am nächsten Morgen fahren wir wieder Richtung Ausgrabungsstätte. Auf Höhe der Tickets wird es wieder lustig. Wir wären ja gestern schon da gewesen. Man hätte uns gesehen. Für den 2. Tag müssten wir jetzt erneut Tickets lösen. Da platzt uns fast der Kragen und sie haben Einsicht. So kommen wir doch noch in den Genuss der Besichtigung der Hauptstadt Babyloniens, das unter Saddam Hussein in den 1970er-Jahren großflächig rekonstruiert wurde. So braucht es nicht besonders Vorstellungskraft um die antike Weltstadt von 1800 bis 140 vor Christus.