Als ich gestern Ziel auf den Punkt an einer Strasse nehme, an dem man das beste und bekannteste Foto vom Skutari See aufnehmen kann, lots mich mein Schlavi wieder direkt in etwas, das mir äusserst suspekt vorkommt. Um die Strasse zu räumen, wende ich und möchte mich in einer Verkehrsbucht vergewissern. Prompt werde ich auf Deutsch angesprochen, ich solle ihm doch in seinem Auto folgen, ich könnte bei ihm stehen, bla, bla. Und schon sitze ich in der selbstgewählten Falle. Ich bin müde. Entschlussunfreudig.
Ich folge ihm. Ich traue mich kaum über die Bahngleise: Das rote Licht blinkt, das akustische Signal klingelt. Lande auf einer Art Damm. Es gefällt mir nicht. Schon fischt er mich aus dem Auto. Das Signal wäre “broken”. Er könnte mir eine Bootsfahrt anbieten. Exklusiv nur für mich für 25 EUR/Stunde. 4 Stunden. Schon steht Schmalzgebäck auf dem Tisch. Was ich gerne trinken würde. Ich könnte duschen, hätte WiFi, … Brauche ich ja alles nicht. Wasser habe ich heute noch bei einer Kirche in den Bergen getankt.
Irgendwie willige ich ein, eine Tour morgen mit weiteren Gästen zu machen. 4 Stunden, bam, bam, bam, bam, bam. Schauen wir alles an. Besonders gelegen war mir nämlich auch am Kloster Kom! Bam!
Die Nacht verbringe ich fast wach. Entweder poltert der Zug oder der Donner und der Regen. Zum Frühstück gibt es wieder Schmalzgebäck. Es hätte so schön sein können. Es ist kurz vor Abfahrt um 10:00 Uhr, da steht Marko mit seinem schönsten Weihnachtsgesicht vor mir und meint, er hätte etwas ganz Spezielles für mich arrangiert! Oh, Nachtigall. Ich bekäme eine spezielle Führung durch das Museum, das, wie auch das Hotel, das Restaurant, und die Boote natürlich ihm gehört.
Jana, Tschechin, führt mich durch das Obergeschoss, das in grossen Teilen Zeugnisse aus der Zeit von Markos Grossvater zeigt. Sommers wie winters hat man im Haus an einer offenen Feuerstelle gekocht. In der Schaufläche gab es auch bereits einen Rauchabzug, in der auch Fisch oder Fleisch getrocknet wurde. Zu sehen ist das typische Musikinstrument, Küchenutensilien, Gebrauchsgegenstände und Bekleidung.
Im Skutari-See gibt es Karpfen, Aale, Forellen und noch kleinere Fische, eine Art Sardellen. Ausserdem Fische aus Russland, die den See klären sollten. Heute freut sich keiner mehr darüber. Diese Fische gäbe es auch in Deutschland. Die grösste Forelle, die jemals gefangen wurde, wog 35 Kilogramm. Der See hat hier in Montenegro 3 Zuflüsse. Vor zirka einer Woche hat es hier gebrannt. Als ich weiterfahre, sehe ich das Ausmass weiter über Kilometer. Jana ist dankbar für das Ergebnis der neuen Wahlen. Sie erhofft sich eine sozial gerechtere Zukunft.
Von hier auf dem Balkon aus könne man die Gefängnis-Insel Grmožur sehen. Hier wurden unter Nikola I. politische Gegner, sowie Schmuggler inhaftiert. Voraussetzung dafür war, dass sie Nichtschwimmer waren. Sollte es einem Häftling gelungen sein, zu flüchten, musste der Wärter dafür ins Gefängnis. Einem Häftling sei es gelungen, bei Sturm sich mit einem Schwemmholz an Land zu retten. Er wurde jedoch wieder gefasst.
Die Ortschaft wäre nicht von allen durchgehend bewohnt. Im Frühling würden sie wieder einziehen.
60 Prozent des Sees längen auf Staatsgebiet Montenegros, die restlichen 40 Prozent auf albanischer Seite, die ich mir auch noch ansehen möchte. Seit einigen Jahren nistet der Krauskopfpelikan wieder hier. Wir sehen auch tatsächlich 3 Exemplare. Zu klein für mein 24-70mm. Für mein Auge hätte es auch ein Schwan sein können. Schwäne gibt es auch. Insgesamt 20 Vogelarten. Es gibt auch Vogelbeobachtungsstationen. Zumindest sehe ich Schilder, die das vermuten lassen.
Hier von Virpazar geht es über einen der Zuflüsse auf den See. Ich fühle mich so ein bisschen wie Rose in African Queen. Der Bootsmotor egalisiert mich. Kom kommt nicht. Weil wir zu weit weg waren davon, meint auf Nachfrage unser Reiseführer. Der auch meint, er wäre zu jung zum Reisen. Für welche Länder er sich interessieren würde. Er hätte ja noch Zeit, sich darüber Zeit zu machen. Dann warten wir einfach noch …
Man sollte nur nicht zu lange warten. Für das Super-Pic bin ich in diesen Jahr nämlich zu spät. Die Seerosen haben sich bereits dem Herbst übergeben …
Als wir zurückkommen, sortiere ich mich erst am Auto, da erscheint auch schon Marko und zeigt Daumen nach oben und Weihnachtsgesicht. Ich frage ihn noch, dass er doch eigentlich meinte, wir würden Kom sehen. Ja, hätten wir auch. Nein haben wir nicht. Ja, wir wären 3 Meter zu tief mit dem Wasser aufgrund der Dürre.
Bam, bam, bam, bam, bam.