Heute bin ich etwas gefahren, das mir soviel Angst gemacht hat, als wenn ein montenegroinischer Folklore-Sänger Prince nachsingen würde. Ich bestehe darauf, dass ich keine Höhenangst habe. Heute schon. Da merkt man erst, wie wichtig Nerven sind. Über 12 Kilometer auf einer halbbefestigten Strasse. Ein Hund liegt in meinem Beschleunigungsstreifen mit allen vier Pfoten in der Höhe. Zuerst denke ich noch an Herzmassage. Für den Hund. Dann für mich. Rechts geht es über mehrere hundert Meter in die Tiefe ohne Seitenbefestigung. Was heisst hier rechts!? Es gibt nur eine Spur! Dann knallt es richtig – wahrscheinlich Steinschlag. Wasser fliesst sturzbachartig die Strasse runter. Dann Entschleunigung durch Kühe auf der Strasse.
Es dämmert bereits.
Allein die Tatsache, dass ich nicht weiterfahre, sondern wieder zurück, entspannt mich nicht im geringsten. Ich weiss ja, was auf mich nochmal zukommt. Ich suche mir ein nahes Ziel an der Küste, das mich schlussendlich wieder 10 Kilometer in die Landschaft führt. Das nächste Unwetter baut sich schon auf, da habe ich das Auto noch gerade so geparkt.
Mit meinem Parkplatz habe ich es – wenn auch ungewollt – schön getroffen. Wenn ich nicht schlafe, sitze ich den weiteren Tag in den Pebbles und studiere (wie mein Vater sagen würde) das Meer.
Der Nachbar schaut vorbei. Typ: Eric Roberts. Mein Auto würde ihm gefallen. Er hat gerade einen Bautrupp hier, verkauft gerade ein anderes Haus irgendwo in Montenegro, würde normalerweise in London leben, wenn es dort nicht so trostlos wäre dieser Tage. Seinen Jeep hätte er in USA bestellt. (Gabs wahrscheinlich nur mit den hässlichen Felgen, oder!?) Er würde auf deutsche Autos stehen. Ich solle unbedingt zum Tara Canyon fahren. Das Wochenende wäre wieder besseres Wetter. Woher ich so gut Englisch sprechen würde. Falls ich irgendetwas brauchen würde, solle ich gleich zu ihm kommen.
Ich folge einer weiteren Empfehlung von Milan und mache mich auf zu der kleinen Ansiedlung in der Bucht. Es gäbe einen Shop. Ich hätte gerne Milch, nachdem ich mir heute morgen Joghurt in den Kaffee gekippt habe. Drecks Kiryllisch. Schon bei dem ersten Restaurant knicke ich ein. Bestelle mir ein Bier und mein Abendessen. Das Bier ist noch nicht leer, da steht schon das nächste “from the house” vor mir. Yeah! Jetzt geht es nur noch darum, meinen Schwipppps kurz vor Dämmerung in Flip-Flops über die Pebbles zirka einen Kilometer unfallfrei zurückzulegen. Yeah!
Ja, der Tara Canyon hätte mir gefallen, aber das Wetter … Nun spüre ich auch, dass ich weiter muss. Hier in Montenegro hupen sie verhältnismäßig oft. Zum Dank. Zur Warnung. Zur Begrüssung. Aus Wut. Ich verabschiede mich mittels zweifachen Hupens. Wie zuhause.
Noch einmal an den Long Beach. Und, Überraschung: Sandstrand! Auch hier ist bereits off-season.
Als Goran meine Fotos von Ulcinj sieht, warnt er mich noch vor den Kühen. Ja, 022 hat gestern wirklich etwas weird geschaut.
Ich weiss noch nicht, wie ich überhaupt wieder heimkommen soll. Ich verstehe diese Corona-Bestimmungen einfach nicht. Kann ich jetzt als Deutsche und Touristin mit der Fähre von Albanien nach Italien, oder nicht!? Ansonsten droht mir der Landweg …
Full moon! Yellow moon.
Ab nach Albanien! See you there!