Wir stehen noch an dem Parkplatz des Grocery-Marktes nach der Grenze in den Kuwait. Jürgen nutzt diesen Platz für allgemeinen Wissensaustausch. Er hat schon mehrere Kontakte aufgetan, die ihm Informationen zu Spritpreisen, Reiserouten und Internet bescheren. Er hat gehört, dass allein die Frage nach Bier schon strafbar ist. Eben ist er mit jemandem unterwegs, um in der Nähe Geld zu tauschen und eine SIM-Karte mit länderübergreifendem Internet zu besorgen. Zurück kommt er allerdings ohne zu vermeldenden Erfolg: Geld würde nur in Dollars getauscht werden und die spezielle SIM-Karte gab es nicht.
Gabi und Stefan und ihre Bekannten aus der Schweiz, Christian und Monika, erreichen uns. Sie haben 11 Stunden an der ersten Grenze verbracht. Wir fahren im Konvoy Richtung Kuwait City. Hinter Mauern sind große Anwesen verborgen. Ich kann einen Blick erhaschen, als ein Tor offensteht. Einige Pferde und deutlich mehr Kamele werden gehalten.
Auf der Autobahn mit wenig Verkehr fahren wir durch die plane Wüste. Auffällig oft sehen wir einzelne Zelte oder im Verbund, auch mit Zaun umgeben. Entweder die Kuwaitis halten sich dort ihr Wochenendrefugium oder es handelt sich um Nomaden. Auch Kamele sind frei unterwegs oder werden in Koppeln gehalten. Einzelne Pferdekopfpumpen sind aktiv.
Wir halten an einer der beiden Inseln der Sheikh Jaber Al Ahmad Al Sabah Causeway Brücke, die 36 Kilometer über die Bucht von Kuwait führt, der South Island. Von hier aus hat man einen schönen Blick auf die City, die gerade mysteriös im Dunst liegt. Wir erwarten uns schöne Aufnahmen von der Skyline, sobald es dunkel wird und die Gebäude beleuchtet sind. Jürgen nutzt die Gelegenheit, um ein Timelapse zu machen und kann gut werden.
Abends sitzen wir noch einige Zeit zusammen vor unseren Autos. Mit Ausnahme der Luftfeuchtigkeit ist es noch schön angenehm. Es ist nicht zu fassen, mit welchen Fahrzeugen die Kuwaitis hier aufwarten. Es wummert nur so von 8-Zylinder-Motoren und Gold Wings um uns herum. Dazwischen satter Sound aus Lautsprechern. Etliche Passanten interessieren sich für uns und sind ausgelassener, als wir es bisher auf unserer Reise gewohnt sind. Hier wird purer Lifestyle präsentiert. Spät nachts bauen sich zwei Typen ein Lager mit voller Wohnzimmereinrichtung vor uns auf. Teppiche, Sitzgelegenheiten, Teelichter und ein Träger Getränke. Als sie heute am frühen Morgen wieder verschwunden sind, sehen wir ihre Hinterlassenschaften, die wenig später von Pakistanis/Indern wieder aufgesammelt werden.
In Kuwait leben 4,25 Millionen Menschen, davon nur ein kleiner Prozentsatz ‚echter Kuwaitis‘, nämlich 33 %. Den Rest der Bevölkerung stellen ein kleiner Anteil Beduinen und ausländische Arbeitskräfte aus Indien und Pakistan. Kuwaitis erhalten von der Regierung den Luxus einer monatlicher Zuwendung, die schonmal ein Grundauskommen garantiert.
Am nächsten Morgen bin ich schon früh wach und beobachte, wie die Sonne hinter der Skyline von Kuwait City aufgeht. Heute wollen wir in die Stadt, um uns Internet zu besorgen. Wir fahren mit unserem Auto – die beiden Pärchen sitzen in der Wohnkabine. Bequem geht es über Autobahn in die Stadt. Die Straßen sind breit angelegt und es herrscht kaum Verkehr. Wir fragen uns durch und landen an einem Häuserblock, in dem mehrere Telefonläden ansässig sind. Die länderübergreifende Variante jedoch lässt sich nicht finden. Wir hören, dass in der nahen Mall die Telefonanbieter vertreten wären und so sehen wir uns in dem Einkaufszentrum um. Alles ist auf Hochglanz. Namhafte Marken sind vertreten und das Angebot ist vielschichtig. Wir machen Pause in einem der Cafés nahe dem Eingang des Valet Parking. Der gesamte Autosalon fährt vor. Ein Kaffee kostet umgerechnet 5 Euro. Das Publikum ist gemischt. In der Hauptsache sehen wir Frauen verhüllt bis hin zum Gesichtsschleier. Kuwaitis sind gerne in Dishdashas – dem bodenlangen Hemd – mit Kopfbedeckung, der Ghutrah mit Igal, gekleidet. Manche Familien kommen auch mit ihrer Nanny, um die Kinder zu beaufsichtigen, Kinderwagen zu schieben und Einkaufstüten zu tragen.
Nach 2 Nächten mit Blick auf die Skyline von Kuwait City fahren wir weiter und suchen uns einen neuen Stellplatz Richtung Süden. Je weiter wir uns von Kuwait Stadt entfernen, umso mehr ist das Geschehen von den Gastarbeitern geprägt. In Sabah Al Salem zum Beispiel sieht man keinen Kuwaiti mehr. Wir nutzen den Ort, um einkaufen zu gehen. Vom Glanz der Stadt ist hier nichts mehr zu spüren. Lediglich der Supermarkt besticht mit übermäßigem Sortiment in attraktiver Umgebung. In unbesiedelter Gegend finden sich Raffinerie an Raffinerie. Wir sind auf der Suche nach einem bestimmten Strandplatz und erkämpfen uns den Weg in eine Lücke zwischen Neubauten und Baustellen.
Nun haben wir nur noch ein kurzes Stück bis zur kuwaitisch-saudischen Grenze, die wir auch schnell abfahren. In dem Gebäude, in dem wir vorstellig werden, werden wir freundlich empfangen. Man bietet uns Platz in einem Büro. Gereicht werden uns Datteln und an Getränken haben wir die volle Auswahl. Der kuwaitische Verantwortliche regelt die Ausfuhr unserer Fahrzeuge aus Kuwait. Natürlich fehlt uns der Einreisestempel, wie zu erwarten war. Auch das regelt er für uns. Nach der Prozedur geht es an die Einreise nach Saudi-Arabien, die ebenfalls unauffällig war. Es reichte, das Visum vorzulegen und schon wurde ein Foto gemacht und die Fingerabdrücke genommen. Carnet ist für Saudi-Arabien nicht erforderlich, das macht es einfacher.