Ich fahre einen Ort an, der mich interessiert, an dem ich aber nicht beabsichtige, zu bleiben. Auf der Fahrt dorthin wird mir das Ausmass des gestrigen Unwetters bewusst: Schlammlawinen auf den Strassen, Steine, die sich gelöst haben, Wasser, das nicht ablaufen kann, ausgeschwemmte Schlaglöcher. Der Schlamm in den Strassen sorgt für Rutschpartien. Schön ordentlich weiter zu meiner eigentlichen Adresse.
Ich verspreche mir, Wasser tanken zu können und auch gutes Terrain, um offen stehen bleiben zu können. Die Flächen stehen unter Wasser. Es ist ein in 2017 aufgegebener Campingplatz. Witzig ist, dass Gabi und Stefan direkt auf Jaz reagieren und wie es um den Campground bestellt wäre. Freunde von mir können in einer Tracking-App direkt verfolgen, wann ich wo unterwegs bin. Prompt schickt sie mir den Camping-Beleg von damals – noch DM-Zeiten. Vor vier Jahren waren sie zuletzt hier. Die Pizza wäre gut gewesen.
Dann werde ich mich mal auf die Suche nach dem Pizzaofen machen. Gleich vorne ist ein kleiner Supermarkt mit winzigem Angebot aber einer ganzen Wand mit Getränken. Ich lasse mich vom Chef beraten. An Bier gibt es in Montenegro nur eins: Nikšićko, benannt nach dem Ort. Als ich am nächsten Tag bei ihm enkaufe, werde ich schon mit Namen begrüsst – gestern mit CC bezahlt. Das nenne ich mal Kundenbindung. Das habe ich in meiner Heimat bei einigen Einzelhändlern über Jahrzehnte nicht geschafft.
Auf dem Weg zum Strand werde ich von einem Russen mit nacktem Oberkörper und Goldkette um den Hals angesprochen. Er kann kein Englisch, möchte aber wissen, wo es zum “nudist beach” geht. Und schon hat er all sein englisches Pulver verschossen. Ja, irgendwo Richtung Budva, gebe mein Viertelwissen allerdings nicht weiter. Ich könnte schwören es war Assad! Am Strand ist ein Metallsucher unterwegs. 5 Jungs sammeln die Pontons auf dem Meer ein, danach die Schwimmbereichketten aus Styropor. End of season.
Danach setze ich mich schön vor das Auto, schreibe ein bisschen, höre schön Musik und beobachte ein Auto, das langsamer fährt, dann wendet und ungefähr auf meiner Höhe anhält. Zwei Personen steigen aus und ich denk schon, jetzt kann ich gleich einpacken – so paralysiert bin ich schon. Nein, die beiden strahlen mir entgegen. Pro-aktiv stehe ich auch schon. Das Auto würde ihnen gefallen. Der Mann würde sich für das Auto interessieren. Sie übersetzt. Er soll sich gerne umsehen. Wir plaudern auch über den Hubraum hinaus noch ein bisschen und sie verschwinden wieder. Yeah!
Ich würde gerne weiterziehen, doch das Wetter spielt verrückt. Das soll noch bis Mitte nächster Woche so gehen. Auch in Albanien das selbe Spiel. Ich bin kurz davor durchzubrennen. Einzig in Griechenland ist gutes Wetter. Doch, so einfach komme ich nicht durch. Nach Griechenland könnte ich nur über Bulgarien. Die Grenze zu Albanien ist dicht. Scheiss Seuche!
Das Schöne an diesem Tag ist, dass ich den ganzen Tag im Bett bleiben kann. Fast. Zwischendurch koche ich – selten genug. Ich mache noch einen kleinen Spaziergang am Strand. Die Brandung hat mächtig aufgedreht. Und schon geht es wieder los. Wetterleuchten, als hättest du die Polizei vor der Hütte stehen und schon peitscht der Regen wieder. Ich habe keinen Strom mehr, wie auch!? Kühlschrank ist längst aus, sogar Converter habe ich ausgeschaltet. Mit dem letzten Balken Strom sehe ich mir einen Film mit Johnny Depp auf dem NotePad an, der mich ganz schön runterzieht.
Draussen gäbe es ja noch genügend Infrastruktur. Wenn mir jetzt noch jemand sagt, wie ich an Wasser rankomme …
Morgen braucht es einen neuen Plan!