Nach zwei Tagen geben wir unseren Stellplatz am Palmenhain auf, an dem uns täglich die Bäuerin zu Fuss oder auf dem Esel besucht. Sie hat von uns einen Kugelschreiber geschenkt bekommen und sich gleich freudig auf ihren Handrücken gemalt. Das Wetter ist zwar noch immer nicht nach unseren Vorstellungen, doch uns ist nach Veränderung.
Auf Asphalt treiben wir so dahin, bis wir tatsächlich auch schon Foum Zguid erreichen. Von hier aus startet die nächste Offroud-Etappe. An der langen Einfallstrasse befindet sich die Militärkaserne direkt neben der Moschee. Ausser den Schleppern für Campingplätze und zahlreiche Restaurants und Auberges, die versuchen, uns von der Strasse zu fischen, ist in dem Ort nichts los. Es wirkt, als hätte man sich in diesem Ort auf Touristen eingestellt. Wenigstens ist es trocken und sogar ein bisschen sonnig. Keines der Angebote lockt uns und wir ziehen wieder los Richtung Piste.
Wir passieren eine unbesetzte Militärstation mit offener Schranke. Aufgrund er Nähe zur algerischen Grenze im Süden waren wir darauf vorbereitet, uns auszuweisen und ein vorbereitetes Fiche-Formular vorzulegen. Heute interessiert sich niemand für uns. Ebenso wenig wie die zahlreichen übers Land verteilten Gendarmerie-Strassenkontrollen, die uns mit einer Ausnahme konsequent durchwinken. Dabei kam es aber auch nur zu einem Geplänkel über die vergangene Fussball-Weltmeisterschaft und das überragende Ergebnis der marokkanischen Mannschaft.
Nach der Anfangspiste in Wellblech lassen wir für die Sandpassagen die Luft aus den Reifen. Der Blick auf die Felsformationen der Kathedrale und Felsnadel lassen uns anhalten, um sie im besten Fall am nächsten Tag bei besserem Licht zu fotografieren. Das war am Sonntag. Am Montag hat sich dann statt Sonnenschein der Wetterbericht für die nächsten Tage mit Regen und starkem Wind bestätigt.
Heute ist mittlerweile Freitag und keinen Deut besser. Selbst ein sternenklarer Nachthimmel hat ausser Hoffnung nichts gebracht. Der Kühlschrank ist leer, die Bücher sind ausgelesen, die Bilder sind bearbeitet, die Häkelmütze ist fertig, Tagebuch ist geschrieben und die Geduld ist an einem seidenen Faden. Die einzige Ablenkung bietet eine Kamelherde von um die 100 Tiere, die an uns vorbeiziehen. Jürgen arrangiert sich mit der Situation, indem er diessige Fotos von der Umgebung mit seinem Teleobjektiv schiesst um in der Bearbeitung dann blauen Himmel in die Bilder zu zaubern.
Falls das Wetter sich noch weiter so verhält, fahren wir morgen zurück nach Foum Zguid, um uns zum Wetterbericht auf den aktuellen Stand zu bringen und unsere Vorräte aufzufrischen.
Entweder hatten wir einfach Glück mit dem schönen Wetter zuvor oder einfach nur Pech mit dem schlechten Wetter jetzt. Marokko im Februar …
Aus der Sicht von Jürgen:
>> Regen und Wind lässt Grüßen
Wir stehen seit vier Tagen am El Mdaouer El Kbri so heist die Tafelbergkulisse vor uns. Seit vier Tagen campieren wir hier. Wir lagern etwas abseits eines Palmenhaines auf einem erhöhten Absatz mit Sicht auf das Tafelbergmassiv und der weiten Ebene mit dem Palmenhain bei Regen und böhigem starken Wind. Und es ist kalt.
Wir warten auf besseres Wetter, denn wir wollen die Gegend nicht ohne brauchbare Fotos verlassen. Die Tage verbringen wir mit Foto-Bearbeitung, Bücher und IPad.
Wir sind noch zu nahe an der Zivilisation und so beobachetn wir die Pseudo-Tuaregs mit ihrer markanten Kopfbedeckung, wie sie gelegentlich Touristen an diesen fotogenen Ort transportieren. Die Touristen schiessen ihre Pflichtfotos, wandern etwas zwischen den Palmen umher und schon bald geht es mit dem Landcruiser zurück. Bei dem Regen fehlt wohl die Motivation für weitere Unternehmungen. Und doch sehe ich einen einzelnen Wanderer – er war mit seinem Offrad-Mobil an den Palmenhein gekommen – auf dem Weg zur Tafelbergformation, gut zwei Kilometer Fußmarsch über Geröll zur Basis. Und er schafft es bis hinauf zu der imposanten Nadelspitze des Massives, ich beobachte ihn mit dem Fernglas, Respekt.
Gestern zog eine große Kamelherde an uns vorbei – gut und gerne hundert Tiere. Eine kurze Abwechslung für uns und wir nutzten die Situation für ein paar Fotos. Ich versuchte mich mit einigen Aufnahmen an der Bergkulisse aus dem Fenster des Trucks, draußen war es mir zu kalt und zu windig.
Wir beobachteten einige blaue Fetzen am Himmel und die Zuversicht auf besseres Wetter stieg, aber nur kurzfristig. Der Wetterbericht versprach gutes Wetter nach drei Tagen Regen, heute ist der vierte Tag, wir werden warten, wir haben Zeit.
Seite von Birgit: www.sparkxx.de <<
Am nächsten Tag: Das Wetter war eindeutig zu schlecht, um noch weiter auszuharren. In Foum Zguid nutzen wir das Internet, um uns eine weitere Wettertendenz abzuholen. Im Ort ist es leicht sonnig und windstill. Einkäufe sind erledigt, das bringt wieder etwas Abwechslung in unseren Speiseplan. Heute sehen wir etliche Wohnmobile auf den Strassen und auf dem Parkplatz vor der Moschee erzählt uns eine Deutsche aktuell von 2-Meter-Überschwemmungen und Bergehilfe. Es hätte wohl lange nicht mehr so geregnet wie jetzt. Auch soll der Hohe Atlas verschneit und nicht mehr passierbar sein. Die Schlechtwetterphase wäre nun für die nächsten Tage vorbei.
Um 12:00 Uhr ist die Schule aus. Die Schüler fluten die Strassen. Bei uns auf dem Parkplatz wartet eine grosse Traube Mädchen auf die gelben Minischulbusse, die sie nach Hause bringen sollen. Die Mädchen sind witzig und haben viel zu lachen. Manche von ihnen interessieren sich auch für uns und lassen uns nicht aus dem Blick, bis es dann zur Kontaktaufnehme kommt. Die meisten können Schulenglisch der ersten Klassen und kichern verlegen, wenn sie sich darin versuchen. Auch wollen sie Fotos mit mir machen. Selbst die schüchterernen unter ihnen winken und lächeln uns zu. Zuletzt hatten wir eine forsche, heitere Gang hier im Wohnmobil, die sich einfach mal umsehen wollte. Zum Abschied bekommen wir von der Anführerin eine Scheibe Scheibletten-Käse und von einer anderen zwei colorierte Malvorlagen von verliebten Papageien und einer Manga-Schönheit geschenkt.