Ich habe den Darß und die Vorpommersche Boddenlandschaft etwas vernachlässigt, denn ich kenne die Region bereits aus mehreren Besuchen hier. Schade. Heute. Mit einem Freund aus Berlin war ich schon einmal hier. Später noch mehrmals alleine von Berlin aus.
Ich habe lediglich kurz in Ahrenshoop angehalten, um Pedi ein Bild zu schicken. Ihr Vater war hier auf Kur. Und noch einmal runter zum Hafen, um mir Fisch zu kaufen. Ansonsten bin ich diese wunderschöne Landschaft einfach nur abgefahren.
Zwei Dinge sitzen mir im Nacken: Einmal das Wetter und dann noch die Jahreszeit/die Zeit.
- Bei dieser Wetterlage macht die Solaranlage vllt gerade noch einmal 30 Wh am Tag. Die Servicebatterie rauscht über Nacht auf unter 12 Volt. Das haben Bleiakkus nicht so gerne. Während der Fahrt wird die Servicebatterie ebenfalls über die Lichtmaschine geladen, wenn Starterbatterie und Kühlschrank ausreichend versorgt sind, so meine heutige Kalkulation. Auf jeden Fall nichts für jeden Tag. Ich muss sehen, dass ich den Kühlschrank leerbekomme, so, dass ich ihn ausschalten kann. Ich werde eine grosse Grillparty schmeissen müssen. Abgrillen ist angesagt.
- Und: ich möchte noch durch Polen, bevor mich der Winter überholt.
Jeden Tag nun will ich schon von Rügen runter. Ich dachte, das wäre wieder so eine Insel, die man mal abfährt. Ich hatte schon wahnsinniges Glück mit meinem ersten Nachtplatz direkt am Mittleren Strelasund. Nach einem schönen Kaffee mit den Füssen im Sand auf Tour die Ostküste entlang.
Putbus, die weisse Stadt, muss man gesehen haben, kann man nicht beschreiben, bisschen Kolonialstil, Damhirsche. Dann über Göhren nach Binz.
Statt 9,50 EUR für eine Sandskulpturenausstellung auszugeben, ab zu Willis StrandBAR III am Dünenübergang 51 auf ein Bier für 4,50 EUR.
Danach weiter nach Prora, gleich um die Ecke. Erklärtes Ziel. Ich hatte bereits davon gehört/gelesen und Gabi hat mich kurz vor der Reise noch einmal daran erinnert, sonst wäre ich vllt sogar auch gar nicht nach Rügen gefahren.
In der Anlage des als „Koloss von Rügen“ bekannt gewordenen geplanten „KdF-Seebades Rügen“ in Prora befindet sich das Dokumentationszentrum Prora. Prora gehört zum Ostseebad Binz und liegt an der Prorer Wiek, der schönsten Bucht der Insel Rügen. Hier wurde die etwa 4,7 km lange Anlage im Auftrag der „NS-Gemeinschaft Kraft durch Freude“ zwischen 1936 und 1939 gebaut und zu großen Teilen auch vollendet.
Die Anlage steht unter Denkmalschutz. Sie ist neben dem „Reichsparteitagsgelände“ in Nürnberg die größte geschlossene architektonische Hinterlassenschaft der nationalsozialistischen Zeit.
Quelle: proradok.de
Nun sind viele Zufahrten reglementiert. Auf die meisten der Parkplätze darf ich mit meiner Kiste nicht drauf. So fahre ich bis ans Ortsende zu den Ruinen im Norden.
Ich habe keine Hoffnung, dass sich ausser einem Spaziergang um die umzäunten Ruinen etwas bieten könnte. Doch, man kann durch den Zaun und direkt in die Ruinen.
Einen Block südlicher ist mittlerweile die grösste Jugendherberge der Welt untergebracht. Der Rest des Blocks ist ohne Fenster auf sich selbst gestellt. Aus dem Mauerwerk wachsen Bäume. Der nächste Block verwirrt mich. Ich weiss um den Denkmalschutz. Deshalb stutze ich, ob der weissen Fassade und der Balkone Richtung Meer. Ich bin verwirrt. Es gäbe noch eine Ausstellung, doch es ist spät für heute.
Wieder so ein Notlösungsnachtparkplatz. So ein Stück Gelände, eine Mischung aus Schutthaufen und Parkplatz. Doch, jemand scheint sich am Morgen für mein Auto zu interessieren. Vor, zurück, nochmal vor. Ich überlege, noch umzuparken. Ich will zur Seebrücke in Sellin. Dabei bin ich schon in unmittelbarer Nachbarschaft. Auf dem Weg dorthin hat man das Gefühl, geradeaus in den Himmel zu marschieren. Als man dort ankommt, versteht man, warum die Treppe Himmelsleiter heisst. Die Seebrücke mit Palmengarten und Kaiserpavillon misst stattliche 394 Meter. Man heiratet hier auch gerne. Traut man sich, darf man auch direkt eine gravierte Messingplatte in den Holzbohlen einlassen. Scheint, als hätte ein Paar ihre Platte entfernen lassen.
Ein Rabe spielt sein Spielchen. Ich stehe auf der Seebrücke. Ein Rabe landet. Ein gelbes Plastik plumpst auf den Boden. Ein junger Vater am Strand bittet mich, das gelbe Förmchen wieder runterzuwerfen. Der Rabe, der Schelm! Ich steuere unter Einsatz meines Lebens auf das Förmchen zu und schwupps, der Rabe war schneller, schnappt sich das Förmchen wieder und fliegt ab. Danach lässt er das Förmchen vor den Füssen des Vaters fallen, er will sie schnappen …