Morgens geht es früh raus. Als wir in unseren Ausflug starten, sehen wir den Bürgermeister, wie er sich in einem tarnfarbenen Outfit gerade vom Gemeindehof macht. Gestern haben wir das Auto noch camper- und hundefreundlich eingerichtet. Überwiegend eigentlich nur einfach Etliches ausgeladen. Piri muss in die Hundebox. HiGi meinte noch, die könnten wir uns sparen. Ich habe versucht, ihr die Physik eines Autos auf ungarischen Landstrassen zu erklären und, dass es keine gute Idee wäre, sie einfach auf der hinteren Sitzbank einzuklinken. Schon nach einigen Kilometern herrschte ehrfürchtige Zustimmung.
Die Fahrt ins 120 Kilometer nahe Bratislava zieht sich. Noch eine Frühstückspause kurz vor dem Grenzübergang und noch einen unerlaubten Abstecher auf die Autobahn, für die man hier in Ungarn ebenso eine e-Vigniette wie in der Slowakei benötigt. e-Slowakei hab ich, e-Ungarn nicht. DAS wird teuer. Dieser erste Drecks-Doppelkreisel von drei Doppelkreiseln bei Györ hat mich in die Irre geführt.
In Bratislava versuchen wir, in der Nähe des Hauptplatzes einen Parkplatz zu finden, während Piri Laut gibt, sich entweder übergeben oder dringend austreten zu müsssen. Um es kurz zu machen: das Winseln wird intensiver, der Hundehalterin wird es beim Versuch, das Tier zu beruhigen und zu vertrösten vom ständigen Umdrehen schlecht. Ich, mit dem Auto in einer einbahnigen Sackgasse vor einer Schranke, aus der es No Parking tönt.
Wie sich herausstellt, handelte es sich weder um den einen noch den anderen Notfall, sondern lediglich um Drama, Fräulein. “Fräulein, Deinen Bonus hast Du Dir heute damit verspielt.” Doch der Boni nicht genug …
Ich finde einen Parkplatz unten an der Donau, der – wie es sich herausstellt – günstig zu unserem Ziel liegt und so erreichen wir fussläufig leicht den Startpunkt für die Stadtrundfahrt. Ich kenne Bratislava ja bereits von dem Ausflug mit meiner Schwester und unserer Mutter im August 2016 auf einer Donaufahrt.
Am Hauptplatz stehen bereits Weihnachtsbuden für den bevorstehenden Weihnachtsmarkt. Der Weihnachtsbaum wird bereits geschmückt.
Damals hatten wir noch Zeit zur freien Verfügung und wir entschieden uns für ein zweites Bier, während sich ein Unwetter zusammenbraute. Die MS Rossini hatte den Platz gewechselt und ähnlich sind HiGi, Piri und ich nach einem schönen Essen während eines ebenfalls starken Schauers zurück zu unserem Auto. Auf selber Strecke.
Auf der Rückfahrt wiederholt sich das Piri-Drama kurz vor Ziel – erneut geht ihr ungarisches Temperament mit ihr durch. HiGi wechselt von Beifahrer auf Rückbank, um Piri zu beruhigen. Im Landeanflug HiGi aus dem Auto, Hoftor auf, Piri trotz “Sitz! Bleeeiiib!” aus der Box in mein Bett und 3,5 Tonnen, die sich auf rutschigem Rasen nicht auf den Hof bewegen wollen.
Danach geht es bald ins Bett. Piri liegt schon längst, hat nicht einmal noch Lust, die nervigen Stubenfliegen zu jagen. Sie geistert heute Nacht auch nicht, wie sonst so gerne. Ausserdem ist sie mir ob meines strikten Tones beleidigt.
Irgendwann am nächsten Tag weckt mich das blecherne Lambada aus den Lautsprechern des Autos des hiesigen Bäckers durch die verschlossenen Fenster, der auf diese Weise sein Brot am Haus verkauft. Es war bereits halb 11. Auch die Heimat wundert meine verschlafene Stimmung eine halbe Stunde später am Telefon. An meinem Platz steht bereits ein lauwarmer Kaffee. HiGi war wohl schon wach.
Morgen mache ich mich weiter. Jedoch ist heute nicht daran zu denken, das Auto wieder zusammenzustellen. Es regnet … regnet … regnet …
Heute sieht man auch deutlich die Furchen, die ich gestern in den Rasen getrieben habe. Nun könnte ich ein paar Meter Rollrasen gut gebrauchen, die J und ich in der Heimat für einen Freund hin und wieder ausgeliefert haben.