In Giżycko – Zentrum der masurischen Seenplatte – habe ich einen richtig schönen Platz am See entdeckt. Es scheint, der kommunale Grillplatz zu sein. Auch Grills sind schon fest installiert. Sogar ein Stück Baum lag schon auf einem der Grills. Ein paar Meter vor mir war ein schöner Einstieg ins Wasser, wie geschaffen fürs SUPen.
Dann aber gab es ein paar Auffälligkeiten, die mir nicht so gefallen haben und ich habe mich nach einer Nacht kurzentschlossen am frühen Nachmittag wieder aufgemacht. Ein Eck weiter zu einem der südlichen Eckpfeiler der Masuren, Pisz. Auf der Strasse 63 mir entgegenkommend mobilisiert das Militär. Nachdem es schon dunkel war, Handbremse in einem Waldparkplatz. Dort war morgens schon reger Betrieb. Menschen mit Körben, Plastiktüten oder Eimern, in Gummistiefeln, Männer mit Kamouflage und oder Baseballcaps sind ausgeschwärmt und im Laufe meines zweiten Kaffees mit ihrer Beute wieder zurück.
Einen der jüngeren Männer spreche ich an in meinem besten Hochdeutsch, wohl wissend, dass uns das nicht weiterbringen wird. Sein 10-Liter-Eimer ist randvoll mit hauptsächlich – in vermute – Braunkappen. Ich hätte sie genauer ansehen müssen – umdrehen. Steinpilze waren es jedenfalls nicht. Er wartet auf seine 3 Mitfahrer, wie ich dann beobachte – ebenfalls mit gefüllten Behältnissen. Wie narrisch. Das gefällt mir. Ganze Generationen sind unterwegs. Irgendwo sehe ich meinen Vater, das wäre aber nixx für ihn gewesen.
HiGi ist gut angekommen. Ich mache Kilometer. Es gäbe noch so viel in Polen zu unternehmen. Ich halte auf der Strecke auch noch an verschiedenen Stellen an – es ist einfach zu idyllisch. Grundstücke wären zu verkaufen.
Dann wieder weites Land. Gefallen könnte mir auch Polen an der Grenze zu Belarus in das Naturschutzreservat zu den Wildpferden und Wisenten. Oder auch die Pustynia Błędowska. Ach, ja. Aber das Wetter arbeitet halt auch gegen mich. Beziehungsweise stehe ich halt, wenn die 1. Schneeflocke fällt. Und, die Kilometer in Polen fährt man mit einem Faktor von 1,5-1,75, wie heute, obwohl ich bereit gewesen wäre, Autobahn zu fahren.
Ich mag es natürlich lieber über gut ausgebaute Landstrassen zu fahren. In diesem Gebiet gibt es vermehrt Plantagen. Auch sieht man häufiger gerodete Flächen. Die Luft ist teilweise rauchschwanger. Feldabfälle werden verbrannt. Und dazwischen Chihuahuas und Herbstkätzchen, denen du ins Revier fährst.
Doch, muss ich auch gestehen, dass mir noch immer der Schrecken in den Knochen steckt. Jedesmal noch, wenn das Navi eine neue Aktion ankündigt. Ich bin mir dessen bewusst, dass ich mit meiner Wahl nun auch nicht zu reklamieren brauche. Dies ist auch nicht meine Absicht.
Hier sind meine Grenzen. Aber nicht nur, weil es Polen ist. Die Grenzen hat mir auch schon Ostfriesland aufgezeigt. Hauptsächlich, denke ich, aufgrund der Wettersituation. Schlamm und Sand – bisher – ist mit dem Auto und meinem Können nicht machbar.
Heute war im letzten Drittel vor Łódź sehr viel Schwerverkehr unterwegs. Hätte ich heute nicht einen Italiener gesehen, würde ich behaupten, dass ich die einzige Touristin in Polen bin. Es gab auch einen Gänsehautmoment, nämlich wenn man – egal wo wahrscheinlich – in meinem Fall aber auf der 50 Richtung Süden auf Höhe von Wyszogród die Wisła/Weichsel überquert.
So etwas gibt es auch in Tschechien mit der Moldau auf der 19 Richtung Osten kurz vor Kostelec nad Vltavou.
Heute hätte ich gerne nach der Brücke angehalten und wäre noch einmal zu Fuss zurück, doch das ist nicht erlaubt.
Heute habe ich bis kurz nach Łódź geschafft. Wenn ich über die Hohe Tatra will, brauche ich kalkuliert 2 Tage …
Soundtrack: Chris Rea, Josephine
Nachtrag: Ich stehe hier irgendwo und an einer Kirche. Um 2100 wird hier gerade eine Musik über zwei Minuten lang abgespielt. Leider war ich zu langsam. War grad in der Küche …
Morgen muss ich mich erstmal um das Auto kümmern.