Nun sind wir auf dem Weg ins 600 Kilometer entfernte Teheran, der Hauptstadt Irans. Unterwegs halten wir an, um eine von den am Straßenrand angebotenen Honigmelonen zu essen. Zudem gibt es Tee und ein Omelett, dazu noch reichlich Getränke. Der Chef lässt uns nicht bezahlen und schenkt uns zusätzlich noch 2 Melonen für auf den Weg. Er möchte, dass wir uns in seinem Land wohlfühlen. Dem steht man vor Rührung fast hilflos gegenüber.
Auf dem Weg fahren wir jede Tankstelle an, um unseren Tank wieder zu füllen. Irgendwann klappt es auch endlich.
Gabi und Stefan haben zirka 100 Kilometer vor Teheran eine Autopanne. Abschleppen lässt sich das Auto nicht. Jürgen spricht einen seiner guten Kontakte an, einen Transporter zu einer Werkstatt zu organisieren. Vahid selbst fährt an Ort und Stelle, um die Abwicklung zu überwachen. Selbst in der Werkstatt ist er zur Stelle. Auch das Ersatzteil ist bereits gefunden und kann am nächsten Morgen verbaut werden. Besser geht es nicht.
Wir bleiben noch ein paar Tage in der Stadt, um Jürgens Freunde und Bekannte zu treffen. Kamran ist fast immer an unserer Seite, um uns seine Stadt zu zeigen. Trotz der 1200 Meter, auf denen wir uns befinden, haben wir im November immer noch traumhaftes Wetter und begünstigt unsere Ausflüge.
Im Teppich-Museum:
Am Azari-Tower (Azari bedeutet Freiheit):
Vahid führt uns in das Restaurant des *****Persian Plaza aus. Vom 11. Stock des Hotels haben wir einen fabelhaften Ausblick auf das nächtliche Teheran. Auch dass Essen ist hervorragend.
Tags darauf treffen wir Ario und Gitty in ihrem Büro zum Lunch. Jürgen kennt sie geschäftlich von früher. Den ganzen Nachmittag über werden Informationen und alte Geschichten ausgetauscht. Auch geben sie uns hilfreiche Tipps und neue Kontakte für unsere Weiterreise. Ario lädt uns zudem noch für Freitag zu sich nach Hause ein, auch um seinen Sohn treffen zu können, was wir gerne annehmen.
Von der Werkstatt im Süden Teherans mussten wir einmal quer durch den unbeschreiblich quirrligen Verkehr der 10-Millionen-Stadt. Staus sind keine Seltenheit. Es fahren mehr Autos nebeneinander – oder muss man sagen: durcheinander – als die Straße Fahrbahnen hat. Kreativ wird wild kreuz und quer vorgedrängelt, gequert, eingebogen und abgebogen. Nicht selten kommt es an Kreuzungen zu vertrackten Verquirlungen. Der deutsche Straßenverkehr im Vergleich dazu ist ein reiner Kindergeburtstag. An Parkplätze ist auch nicht zu denken.
So fahren wir das Auto an einem aufgegebenen Busbahnhof an den Rand. Nach unserem Trinkgeld ließe der Wärter uns auch übernachten. Doch als Vahid unseren Standort erfährt, warnt er uns und wir sollten asap verschwinden. Das Ministry of Intelligence wäre nur 1 Block entfernt. Wir könnten mit unserem ausländischen Auto rasch auffallen und damit rechnen, unter Spionageverdacht zu geraten. Und schon parken wir um. Kamran wurde auch schon einmal wegen Spionageverdachts verhaftet, weil er in der Öffentlichkeit ein englisches Buch gelesen hat. Von dem neuen Parkplatz aus lässt sich auch alles gut mit Taxi erreichen. Neben den Yellow Cabs, gibt es noch grüne Taxis mit fixen Routen und Fahrer in privaten Autos, die man über App bestellen kann.
Auf der Straße sieht man häufiger Frauen ohne Kopftuch und auch weniger Frauen in Tschador gekleidet, dem schwarzen Ganzkörpertuch, als in anderen Orten. Aufgrund der Ereignisse in der Vergangenheit, wird das Nichttragen eines Kopftuchs in Teheran nicht weiter aktiv von der Sittenpolizei verfolgt, wie wir hören.
Für Freitag, dem islamischen Wochenende, häufen sich die Essenseinladungen. Mittags holt uns Kamran von unserem Parkplatz mit dem Taxi zu seiner Wohnung ab. Eingeladen haben uns Kamran und seine Ex-Frau, ihr Sohn und 2 weitere Gäste sind ebenfalls anwesend. Extra für uns werden Falafel, eine Karottenspeise und zartes Lamm mit Spinat und anderen Zutaten eines alten traditionellen Rezepts serviert. Davor und danach obligatorisch Obst, süßes Gebäck, Tee und Kaffee. In Gesprächen vergeht die Zeit schnell. Im Zimmer des Sohnes Bardia können wir rauchen und wir sehen aus Neugierde etwas fern.
Gegen 19 Uhr erwartet uns Ario in seinem Heim mit seiner Frau. Extra haben sie arrangiert, dass auch der Sohn Arya, den Jürgen auch kennt, mit seiner kleinen Familie anwesend ist. Die Dame des Hauses hat verschiedenste Köstlichkeiten zusammen mit verschiedenen Sorten Fleisches aufgetragen. Es ist schon beinahe Mitternacht, als uns Arya wieder zu unserem Parkplatz fährt.
Die Zeit des Abschieds ist gekommen. Am Sonntag werden wir uns auf den Weg nach Mashhad machen.
Heute kommt noch einmal Vahid vorbei, um uns mit 100 Liter Diesel zu versorgen, die die Ersatzkanister auf dem Dach füllen. Er hat sie sich von seinem Freund ‚geliehen‘, die aus einem Fass für uns entnommen wurden. Außerdem hat er noch weitere Überraschungen für uns: eine Kiste Granatäpfel, ein Falafel-Werkzeug und rohen Falafel-Teig, den wir gleich einfrieren. Außerdem lässt er es sich auch nicht nehmen, uns erneut für den Abend zum Essen einzuladen. Seine Frau Nafiseh und seine elfjährige Tochter Helma begleiten uns zu einem Restaurant in der Nähe, mit einer Anfahrt von !1,5! Stunden. Für sie ist dies normal. Im Anschluss besuchen wir noch ein Baklava-Lokal mit einer unglaublichen Auswahl. Und auch mit Vahid und seiner netten kleinen Familie ist der Abschied gekommen.
Wir danken allen lieben Freunden, die uns den Aufenthalt in Teheran mit ihrer Großzügigkeit und Gastfreundschaft so herrlich gestaltet haben. Merci!