Unlängst habe ich mich von meinem neu gefundenen Lieblingsort auf Sizilien, nahe des Etnas aufgemacht nach hier in der Heimat. Verfrüht für Weihnachten und schweren Herzens – nachdem ich meinen Frieden auf der Sonneninsel gefunden habe. Von 15 süssen Grad in die Kälte Bayerns. Und ungewiss der Durchführbarkeit unserer Safari in Botswana, Simbabwe und Südafrika ob der neuen Variante der Seuche.
Ich hätte auch gerne die Fähre nach Genua von Palermo aus nehmen können. Auch nach Rom. Doch ich wähle the long way home. Nur noch von Messina aus mit der kurzen Fähre nach Villa San Giovanni an der Stiefelspitze Italiens. Am Tag vor dem Vollmond. Hätte sich das Wetter nicht verschlechtert, wäre ich wohl nicht gefahren. Meine Antwort auf alle Fragen, die sich für mein Weihnachten interessieren.
Gestern war das Wetter spontan noch zu schön. Heute weisen mir Wolken den Weg. Eine knappe Woche werd ich mich mit 1 Tag Weihnachtsshopping in Neapel der Heimat annähern. Immerhin sind es um die 1700 Kilometer, die mir hier Respekt & Disziplin abverlangen.
Schon das Resumee des ersten Tages lässt mich beben: 150 Kilometer in 10 Stunden inklusive Fähre. Dafür war die Strecke auf der Küstenstrasse Kalabriens, vorbei am Stromboli, wunderschön. Am nächsten Tag geht es auf die Autostrada.
Kurz vor Neapel übernachte ich im Schatten des Vesuvs. Pompeji!? Hätte ich zu diesem Zeitpunkt geahnt, dass ich mich im Datum verirrt hatte und damit schon 1 Tag vor Weihnachten nach nur 3 Stunden Fahrt vom Brenner aus auf unserem Hof stehe und damit das Empfangskommittee aus dem Tritt bringe, hätte ich garantiert meinem inneren Flehen nachgegeben.
Bis zur nächsten Gelegenheit – im nächsten Jahr – warten die Archäologen vielleicht auch mit neuen Sensationen auf. Unlängst wurden der versunkenen Stadt weitere Geheimnisse entlockt, die aus einer Zeit stammen, in der unsere Kalender mühsam vorwärts laufen.
Viel gelernt hat man in knapp 2000 Jahren nicht, denke ich dabei. Eventuell war das Sklavenmodell damals sogar moderner, wie man am Fall Marcus Venerius Secundio mutmassen möchte. In einem Karthago aus einer für uns noch rückwärts laufenden Zeit reichte noch ein Bodenheizungssystem, mich zu entzücken. Nur, weil wir uns der Welt bedienen und wir logistisch und landwirtschaftlich in der Lage sind, Heidelbeeren aus Chile zu importieren, wird die Schöpfung nicht begeisterter sein, als ich beim Gedanken an warme Füsse.
In Neapel baue ich meine ansteigende Manie noch einmal deutlich gesellschaftsfähiger aus. Für die Weihnachtsstrasse bräuchte man eigentlich nicht am letzten Sonntag vor Weihnachten, dem 4. Advent, an dem auch im letzten von 1 Million Neapolitanern in seiner allgemein bereits untriebigen, hektischen und verkehrsmässig chaotischen und die Liga der Bevölkerungsdichte in Italien anführenden Stadt das Gefühl von Natale entflammt. Neapel liegt in Presswehen.
Die Weihnachts-/Krippenstrasse San Gregorio Armeno ist ganzjährig installiert und damit auch Kreuzfahrtschiffsausflüglern im Juli mit seinen besonderen Krippenkreationen bekannt.
Um die richtige Wahl des Weihnachtsgeschenkes zu treffen, braucht es 2 Durchgänge. Der Besucherstrom wird mittels Einbahnspur gebändigt. Das beschert mir eine Extrarunde mit Mittagspause beim Italiener um die Ecke mit Pizza fritta, der lokalen Spezialität. An der dazugehörigen Hauswand hat sich Banksy mit Madonna without pistol verewigt. Mittlerweile hinter Glas geschützt – die ungeschützte Heilige mit Pommes & Cola wurde bereits zerstört.
Noch bevor ich mit meinen Begehrlichkeiten inklusive der bekannten Cornicelli, den roten Glückshörnchen, für meine Lieben zuhause die Stadt verlasse, sortiere ich in meinem Kopf bereits meinen Plan für einen längeren Besuch in der Zukunft. Viel gäbe es hier noch zu sehen.
Nach meinem Aufenthalt ist mein Glücksspeicher im float-Modus. Mir wurden gleich 2 x Hörnchen geschenkt und zur Sicherheit gleich noch Salz über die Schulter geworfen. Noch ein paar besinnliche Momente am Duomo und per Taxi zurück zu der Garage in der ich mein Auto geparkt habe. Selbst der Taxifahrer flucht ob der Verkehrssituation, auf der Strecke durch die Stadt, die auch mir schon bekannt ist. Ich bin sehr glücklich, den neapolitanischen Hengst heute nicht mehr reiten zu müssen.
Das Auto weiss leider noch nichts von unserer Glückssträhne. So befinden wir uns am nächsten Morgen auf einem AS-Parkplatz duschfertig ohne Wasser, was wahrscheinlich den niedrigen Temperaturen bei der Fahrt über die verschneiten Berge geschuldet ist. Und im weiteren Verlauf des späteren Vor- bis früheren Nachmittags befinde ich mich ziehend keuchend schraubend schnaubend fluchend vor dem Auto stehend kniend sitztend die linke Birne ein bis mehrfach wechselnd. Die Ersatzbirne war auch gleich praktischerweise defekt.