Obwohl es nach dem Besuch von Persepolis schon dunkelt, fahren wir noch die 75 Kilometer nach Shiraz. Von überall her blinkt und wirbelt es. Was schon tagsüber auffällt, wird in der Nacht noch offensichtlicher. Iranische Kaufleute lieben Leuchtreklame. Kaum ein Geschäft möchte darauf verzichten. Alles schreit nach Aufmerksamkeit der Konsumenten mit allen Künsten der modernen Animation. Shiraz zählt etwa 2 Millionen Einwohner und ist bei Touristen sehr beliebt. Die Stadt der Poeten, Literatur und Blumen. Iraner lieben ihre Parks. Die Pflanzen und Blumen versinnbildlichen für sie das Paradies. Shiraz hat an Gärten einiges zu bieten.
Einer davon ist der Eram Botanical Garden, den auch wir tags darauf besuchen. Die Anfänge gehen zurück auf das 12. Jahrhundert.
Auch kann man nicht umhin, sich das Hafez Monument zu besuchen. Hafez lebte 1325-1390 und gilt noch heute als einer der wichtigsten Poeten des Landes – die Iraner verehren ihn sehr. Der Tomb liegt ebenfalls in einem Park. Schön angelegt, Musik im Hintergrund und andächtige Stille schätzen die Besucher hier am meisten. Es ist auch ein Ort der Begegnung.
Dieses Gedicht von Hafez hat mir der Wellensittich herausgepickt:
My fantasy of your vision, my inner sight takes a peek
None like you could anyone ever draw or speak.
Although in your pursuit I ride the Northern wind
Left behind in your dust, however I try and seek.
Gave up hope of union, at least in this lifetime
Let go of heart’s desires, wanting to kiss your cheek.
For your life-giving spring, many tears I shed
And to your wine-bearer, I paid the price at its peak.
Wir erhalten noch einen Tipp zum Parken, der sich als perfekt erweist. Zuerst mussten wir aber noch durch die schmale Einfahrt mit einem tief hängenden Kabel, durch das wir nicht gekommen wären, hätte nich einer der Parkplatzwächter engagiert zu einem Besen gegriffen, um das Kabel über uns zu halten. Nachdem das auch nicht vollständig gereicht hat, ist er auch noch emsig auf unser Dach geklettert und hat uns die Einfahrt erst ermöglicht. Nach unserem Trinkgeld wurden wir die besten Freunde. In direkter Nachbarschaft ist die Arg Karim Khan Zitadelle und in der Straße davor haben sich etliche Imbissbuden angesiedelt. Da können wir nicht widerstehen – nach dem langen Tag haben wir noch Hunger.
Für den nächsten Tag planen wir eine umfangreiche Stadtbesichtigung. Wir starten mit der Arg Karim Khan Zitadelle ein paar Meter weiter. Ein überwiegend mit Orangenbäumen bepflanzter Innenhof, schöne Fenster, eine mit Puppen nachgestellte Szenerie vergangener Zeiten, ein Hammam, Handwerkskünstler, das alles gibt es im Innern zu sehen.
Im Anschluss besuchen wir die Nadit al Molk, die pinke Moschee. Leider hat die Hauptmoschee geschlossen – wir können den Innenhof und die Winter Prayer Hall besichtigen. Letztere besticht durch ihre farbigen Fenster. Die beste Besuchszeit wäre zwischen 8-10 Uhr vormittags, um in den vollen Genuss des besonderen Lichtspiels zu kommen. Im Vordergrund steht hier die Illumination nicht die Belichtung. Die Moschee ist noch gar nicht so alt: nach einer 12jährigen Bauzeit wurde sie 1888 fertiggestellt.
Am Ende besuchen wir noch den Bazar. Wir lernen noch einen Iraner kennen, der Deutsch im Iran und in Deutschland studiert hat. Er möchte sich gerne mit uns unterhalten. Seine Ortskenntnis hilft uns, einen Geldwechsler zu finden und wir trinken noch gemeinsam Kaffee. Abends sind wir nochmal auf unserer Bahman Street, um zu essen. Wir verabschieden uns noch von unserem Parkwächter, da er morgen frei hat, wenn wir abreisen.