Am Morgen fahren wir noch zu den Weihrauchbäumen ins Wadi Dawkah.
Wir haben uns vorgenommen in der Stadt zu tanken, einzukaufen, Wasser aufzufüllen und die Fahrzeuge endlich waschen zu lassen. Mit über 170.000 Einwohnern hat Salalah eine gute Infrastruktur. Bis 1970 war sie sogar 38 Jahre Hauptstadt des Oman. Sultan Qaboos residierte in den Sommermonaten regelmäßig im Al-Husn Palast in Salalah. Der jährliche Monsun Khareef bereitet der Region das besondere Klima mit sprießendem Grün. Die Orga nimmt soviel Zeit in Anspruch, dass wir alternativ in Salalah bleiben und den Coconut Beach anfahren und tags darauf erst den Fizayah Beach, der nochmal 70 Kilometer westlich Richtung Jemen entfernt liegt. Der Coconut Beach ist, wie der Name schon sagt, von Kokospalmen gesäumt. In dem subtropischen Klima gedeihen auch Bananen und Papayas, deren Plantagen man in der Al Montazah Street abfahren und die Früchte direkt frisch kaufen kann. Obwohl nicht Wochenende ist, ist viel los an dem schönen tiefen und weiten Strand. Es ist der Stadtstrand von Salalah. Über die ganze Länge steht ein Auto am anderen und viel Verkehr herrscht an der Sandstraße entlang. Wir parken versetzt nach hinten unter einem großen schönen Indischen Mandelbaum mit seinen großen Blättern. Selbst tief nachts hat es noch angenehme Temperatur um die 20 Grad.
Den nächsten Vormittag genießen wir noch im Wasser und ohne Eile. Anschließend besuchen wir den Weihrauch-Souk. Auf den ersten Blick sieht man Touristen, die hier zahlreich durch die Gassen treiben. Ein befremdliches Gefühl nach so langer Zeit wieder einmal. Der Oman gehört zu den Top-Destinationen auf der Arabischen Halbinsel. Anders als man sich einen Souk vorstellt, wird der Weihrauch in unterschiedlichen Qualitäten und Varietäten hier an einem Platz außerhalb mit einem modernen Markt, in dem Shops angesiedelt sind, feilgeboten. Es gibt auch Weihrauch, den man essen kann und soll gut sein gegen Husten und auch entzündungshemmend. Neben Weihrauch liegen auch Öle heiß im Kurs, das fleißig auf die Haut der Passanten verteilt wird, um die sinnliche Kauflust anzuregen.
Danach besuchen wir The Museum of the Frankincese Land – das Museum des Weihrauchlandes.
Wir haben noch gut Zeit, bei Helligkeit den Fizayah Beach zu erreichen. Um zu dem Ort zu gelangen, mussten wir erneut das Dhafor Gebirge mit um die 600 Höhenmeter überwinden. Das Dhafor Gebirge ist in dieser Region besonders schön. Auch führt eine tolle Strecke über einige Kilometer an den Strand. Heute ist Silvester. Wir haben uns auf dem Weg beim Inder noch verschiedene Currys mit Reis besorgt für unser gemeinsames Dinner. Erfolglos haben wir bei Carrefour noch versucht, Prosecco zum Anstoßen aufzutreiben. Später besuchen uns noch die beiden österreichischen Nachbarn vom Stellplatz nebenan.
Happy new year!
An Neujahr ist Waschtag und Fahrerhaus und Wohnkabine bekommen eine Grundreinigung nach all dem Sand der vergangenen Wochen. Wir stehen direkt am Wasser. Das türkisfarbene Meer ist schön warm und einladend. Es ist kaum Betrieb. Manchmal kommen weitere Badegäste, überwiegend Touristen in ihren Leihwägen. Vereinzelt stehen einige Globetrotter oder wie man sie heute neuhochdeutsch nennt: Overlander. Auf der Küstenstraße sind Bucht an Bucht und weiter hinten haben sich Fischer angesiedelt. Kamele trotten vorbei und sogar Kühe weiden hinter uns. Schon mal suchen die Kamele den Strand und das Wasser zur Abkühlung auf.
Wir machen extra ein paar Tage Pause, um uns von den Strapazen des letzten Tracks ein bisschen zu erholen, unsere Infrastruktur wieder auf Vordermann zu bringen und das Fahrzeug zu warten. Neben Baden, Lesen und Bildbearbeitung machen wir uns fast jeden Tag für das schöne Motiv bei Ebbe auf zu den freigelegten Felsen, an denen sich Krabben tummeln. Sie sind scheu – eine Bewegung und sie verschwinden in Windeseile. So haben wir uns nun mit unseren Teles auf die Pirsch gelegt. Wenn man Glück hat, kann man auch eine der helleren und kompakteren Krabben am Strand entdecken, die in Höhlen im Sand leben. Die Behausungen sind leicht auszumachen: vor den Löchern ist der Aushub in gut sichtbaren Kegeln aufgeschichtet.
Perfekt wäre es, wir hätten Internetempfang hier, so könnte ich endlich Neujahrswünsche aussprechen und auch meinen Blog aktualisieren. Seit der Wüste sind wir offline. Abends sitzen wir noch vor unseren Fahrzeugen. Falls wir Holz finden, gibt es auch schon mal wieder ein Lagerfeuer. Neben dem schönen Sternenhimmel kann man toll Leuchtplankton beobachten, das die sich brechenden Wellen magisch grün erstrahlen lässt.
An Heilig Drei König darf es für uns durchaus wieder weiter gehen. Monika und Christian möchten noch einen Tag den tollen Strand genießen. Wir wählen die Route über das Jernas Schiffswrack an der Steilküste, das im Mai 2018 auf dem Weg vom Jemen nach Salalah vom Zyklon Mekunu überrascht wurde und evakuiert werden musste. Der Weg dorthin verlangt Mensch und Maschine alles ab. Jürgen nervt der extrem holprige Weg und am Fahrzeug haben wir einen Schaden, wie sich herausstellt. Der Luftfilter streift an der Karosserie und ein Gelenk zum Kabineaufrichten ist gebrochen, dadurch hat die Kabine sich auch einseitig geneigt. Wir müssen dafür in die Werkstatt.
Am Morgen machen wir uns gleich auf, die Lkw-Werkstätten aufzusuchen, die wir recherchieren konnten. Die erste gibt es wohl nicht mehr. Jürgen frägt sich nach Referenzen bei Fahrern und kleineren Werkstätten durch. Ein pakistanischer Metallverarbeiter gibt an, das Teil für 10 Rial reparieren zu können – no problem. Er ordert per Telefon Unterstützung an und nach einer kurzen Analyse wird der Luftfilter ausgebaut, die Fahrerkabine aufgebockt und die gebrochenen Teile ausgebaut. Der Mechaniker schweißt, wie Jürgen meint, vorbildlich das insgesamt in 3 Teile zerbrochene Teil. Anschließend muss es noch am Fahrzeug selbst geschweißt werden. Sie stellen fest, dass die andere Seite ebenfalls bereits angebrochen ist. Auszubauen ist auf der linken Seite jedoch nicht so einfach möglich und er schweißt es im eingebauten Zustand, ebenfalls in perfekter Arbeit. Dafür mussten sie insgesamt vier Stunden aufwenden. Am Ende bezahlen wir 30 Rial (75 Euro) – für jedes Teil 10 Rial. Wir sind überglücklich, ausgerechnet auf den König der Schweisser zu treffen. Auf eine Reparatur wagten wir nicht zu hoffen und die Besorgung eines Ersatzteils hätte uns für einige Zeit außer Gefecht gesetzt.
Alles in pakistanischer Hand. Als wir später zum Essen gehen, lesen wir im Schaufenster, in dem auch die zahlreichen Süßigkeiten ausgestellt sind: Arabic Food by Pakistani. Im Oman leben 5 Millionen Menschen – vergleichsweise wenig. Mit 16 Einwohnern pro Quadratkilometer gehört es mit zu den am wenigsten besiedelten Ländern. Die Hälfte der Einwohner sind Gastarbeiter. Auch das Stadtbild ist deutlich von Pakistanis, Indern und Bangladeshis geprägt. Obwohl auch die Firmenschilder zweisprachig in Arabisch und Englisch gestaltet sind, ist die Verständigung in Englisch kaum möglich. Jürgen hat seine Vorliebe für Softeis wiederentdeckt, so schickt er mich oft, wenn er Eis vermutet los, um eines zu besorgen. Mittlerweile haben wir gelernt, dass ein Foto eines Eises auf der verklebten Fensterfläche noch lange nicht bedeutet, dass auch Eis angeboten wird. Eindeutiger war ein Firmenschild, das ‘Ice Cream’ versprach. Im Geschäft selbst wird mir nach der Aufgabe meiner Bestellung ein Apfel gereicht. Ich wiederhole mehrmals ‘Ice Cream’ langsam und deutlich, um kapitulierend schließlich auf das Foto auf der Fensterfront zu verweisen. Daraufhin erhalte ich zumindest ein Eis aus der Kühltruhe. Kein Einzelfall. Verständigung ist meistens schwierig.
Am Abend treffen Monika und Christian bei uns am Coconut Beach ein, die zuvor noch in der Pizzeria Mozart beim Essen waren. Tolle Pizza in tollem Ambiente, wie wir gerade vorher von den Österreichern nebenan gehört haben.