Wäre Fährenfahren in Polen nicht so zeitintensiv, wäre es wohl meine Lieblingsbeschäftigung. So bleibt es eben ein nerviger Zeitvertreib.
Ich war noch ausgiebig am Stawa Młyny, einem Leuchtfeuer, eigentlich in Form einer Windmühle spazieren!? Der Turm hat die Flügel angelegt, oder sie sind in Winterurlaub. Dann noch “kurz” auf dem Polenmarkt, auf polnischer Seite unweit der deutsch-polnischen Grenze. Mein Lieblingsparfum gibt es als ruth 1 für 15 Euro/100 ml – und riecht auch noch so, wiegt durch den Flacon nur 1 Kilo mehr. Da muss ich unweigerlich an meinen Freund Tony aus Amman denken. Zuletzt haben wir uns in Berlin getroffen. Zuvor in Köln. Noch 5 Paar Socken und 17 Antworten auf die Zigarillo-Frage. Auf schino-Schuhe und Channel-Taschen kann ich gerne verzichten.
Ich habe gestern noch die Reiseführer studiert. Darunter auch – und das fand ich wirklich toll – Reisematerial vom polnischen Fremdenverkehrsamt. Gut gemacht und für jede Zielgruppe prompt und frei Haus.
polen.travel/de
Hier ist an der Ostseeküste auf zirka 150 Kilometern nun nichts für mich. Ich möchte auf der Linie nach Gdansk und vorher noch in den Nationalpark zur Düne. Erstmal. Also gebe ich ein Ziel ein auf etwa der Hälfte der Wegstrecke für eine Kaffeepause. Schon nach wenigen Kilometern ausserhalb von Świnoujście (Swinemünde) ist die flotte Fahrt vorbei. Vor mir etwa ein Kilometer Autos. Wir warten auf die Fähre. Es braucht, bis ich eben das realisiere. Es wäre wirklich hilfreich, wenn das Navi das am Anfang der Routenführung ansagen könnte. Dass ein Teil der Route auf unbefestigten Strassen verläuft – und wenn es nur 5 Meter sind, ist interessanter, ja?
Bis wir auf der Fähre sind, dauert das etwa mindestens einen Programmierdurchlauf im Menue des Autos, 2 Heisshungeranfälle, 1 Kaffee, 2 polnische Zigarillos, 2 polnische Gewinnspiele im Radio und ausreichend unterdrückte Aggressionen. Das einzig Gute, ausser dass mein Auto nach Bewegung von nun an die Türen verschliesst und es die aktuelle Zeit anzeigt, ist die polnische Musik, die sie auf dem polnischen Sender spielen. Es trifft echt oft meinen Geschmack. Mein Soundhound macht Überstunden. Mein polnischer Soundtrack ist schon am Start.
Bist du mal drauf auf der Fähre, geht alles schnell. Man überquert die Świna, einen Meeresarm der Ostsee. Dieser Transport ist kostenfrei. So habe ich heute nur die eine Hälfte der anvisierten Etappe geschafft.
Ich muss mich auch erst an den Massstab der Karte ausserhalb von Deutschland gewöhnen. Und an die Vollbremsungen vor den Sleeping Policemen. Überall und nirgends an Zebrastreifen. Der Achsstand des Autos ist wie dafür geschaffen, das volle doppelte Momentum auszunutzen. Man hört nicht nur das Küchenoberschränkchen klingeln, wie in einem Orchester spielen alle mit: Stossdämpfer, Federn, … Die Aussenspiegel würden sich gerne einklappen, können sie nur nicht.
Ich hab ja noch nicht viel Kilometer hier in Polen zurückgelegt, doch ich kann sagen, kein Kopfsteinpflaster dieser Welt hat meine Lenkräder so zu tanzen gelernt. Der Engel, den Pedi mir geschenkt hat, habe ich vorne bei mir im Fahrerhaus aufgehängt, damit ich besser auf ihn aufpassen kann. Wir hatten heute echt viel Spass.
It takes two to Tango.
P.S. www auf Polnisch heist wuwuwu! wuwuwu braucht doch heute keiner mehr im wewewe!?
P.P.S. Ohne Leuchtturm schlafe ich nicht mehr.
P.P.P.S. Die Temperaturen(?) hier überschreiten nicht mehr den zweistelligen Bereich tagsüber. Der Butter im Kühlschrank ist das wurscht. Für mich fühlt sich alles an, wie 2 Grad, gerade. Strom ist wieder Mangelware. Kühlschrank ist aus. Noch einmal heize ich Wasser.
Update: Es ist 20 vor 9 abends – und wir haben 2 Grad! Aussentemperatur. Kaum Strom. Tschüss Wasser!