Von Zagora aus machen wir los Richtung Ramlia, wo uns ‘The lost city’ erwartet. Nach etwa 50 Kilometern verlassen wir die asphaltierte, auf der Karte gelb ausgewiesene Strasse RN17 für die RP7108, ebenfalls gelb. Nur erwartet uns hier statt Asphalt die pure Piste. Wir sind alles andere als begeistert, da wir bequem Strecke machen wollten. Schliesslich ist es noch ein weiter Weg bis Ramlia. Bis Tissemoumine, Oum Jrane und darüber hinaus schlagen wir uns wacker durch.
Vor Sidi Ali, unserem 3. Etappenziel, bremst uns eine grosse Schwemmtonebene aus. Der Track, der vor uns liegt, steht im Wasser, ebenso hat sich ein See gebildet, in dem verloren ein Baum steht. Die Ebene scheint häufiger mit Wasser geflutet zu sein, denn an den noch trockenen Stellen blättert die Erdoberfläche entsprechend. Über die 5-6 Tracks, die normalerweise unter besseren Konditionen nach Sidi Ali führen, ist kein Durchkommen. Erst über einen Track in entgegengesetzter Richtung und um den See herum schaffen wir es. Nicht, ohne uns zuvor auch noch von einem Nomaden unsere Absicht bestätigen zu lassen, der gerade seine Ziegen hirtet. Der Ältere von beiden tritt erst die Flucht an, freut sich aber dann in unserer Gesellschaft über das geschenkte Päckchen Zucker. Das Militär hatte uns zuvor noch über die Ebene schicken wollen.
Wie durch ein Wunder landen wir überraschend wieder auf Asphalt. Diesen Luxus wollen wir nicht wieder aufgeben, geben unser ursprüngliches Ziel Ramlia auf und fahren stattdessen weiter nach Rissani. Zudem wir hören, dass einzelne Passagen nach Ramlia nicht befahrbar wären und man nur durch grössere Umfahrten durchkäme. Trotzdem und auf alles gefasst, können wir bis Rissani wider Erwarten auf Asphalt durchfahren. Die Fahrt durch diese Landschaft war besonders schön und abwechslungsreich: schroffe Felsen, weiche Hügel, Dünen und Sand, alles in unterschiedlichen Schattierungen, kleine homogene Orte mit Lehmbauten aus einer früheren Zeit. Rissani wiederum ist eine hübsche Kleinstadt mit etwa 25.000 Einwohnern. Man passiert eine Brücke und fährt durch ein schön gestaltetes Tor weiter auf der Hauptstrasse mit vielen Geschäften und Restaurants.
Kurz vor Rissani führt der Track zum Jebel Mudawwar – ‘runder Berg’, wie er übersetzt heisst. Im 11. Jahrhundert wurde er schon zum Schutz südlicher Handelswege zur Festung ausgebaut. Dazu wurde lediglich der Durchbruch im Westen mit einer Mauer verschlossen, ebenso höher gelegene Öffnungen des Kraters. Durch die Öffnung in der westlichen Mauer fahren wir bis an den fast höchsten Punkt innerhalb des Kraterrandes. Es ist schon finster. Wir sind allein hier oben. Morgen haben wir bestimmt einen tollen Ausblick.
Am Tag danach: Schon morgens geht es los. 3-4 Souvenir-Verkäufer teilen sich die Touristen. Am Ende des Tages werden sie sagen, dass es ein guter Tag war- Über 50 Endurofahrern und entsprechend viele Jeeps, die in grossen und lauten Verbünden auftreten, tümmelten sich hier. Hauptsächlich Spanier. Ungewöhnlich für Februar. April/Mai wäre Hochsaison. Nachts sind wir wieder allein mit dem starken Wind, der überwiegend an Nachmittag aufdreht.
Der Ausblick auf die weite Ebene ist gigantisch.