Ich spiele mal wieder Wetterfee. On the road. Seit gestern. Etwas unspektakulär. Ungeplant. Mehr auf Zuruf. An einem Nachmittag. Kein Wasser. Keine Lebensmittel. Nochmal zum Lager, um auszulagern. Dem Lager kann ich gerade noch die italienischen Wörterbücher im Tausch gegen die spanischen abringen. Noch keinen Plan, wie und wohin. Ja, Italien. Welche Route ich nehme, ergibt sich erst im Gespräch am Abend davor. Tagliamento. Nun war ich gefühlt 50 mal in Italien und kenne den Tagliamento nicht. Que cosa? Pazzo! Spanien wäre mir zu weit für diesen Zeitraum und meiner Kondition. Muss ja auch bald schon wieder zurück sein. Mein Bruder heiratet Ende Februar.
Finally sieben Wochen nach dem Unfall meiner Hand wurde klar, dass einer Reise nun nichts mehr im Wege stünde. Der Arzt ist mit dem Verlauf sehr zufrieden – eine Krankengymnastik sei nicht indiziert. Ich selbst fühle mich nach mittlerweile zwei Wochen ohne Schiene wieder verhältnismässig sicher mit der Hand. Ja, natürlich hat der Arm an Kraft verloren – am Lenkrad meldet sich nach einer halben Stunde eine schmerzhafte Erschöpfung im Unterarm.
Spät abends lande ich in Prien an. So sicher stand ich bestimmt noch nie – direkt gegenüber der Polizeistation. In der Nacht dreht der Wind noch einmal so richtig auf. Im Wohnzimmer fetzt das offene Dachfenster. Es stürmt wie wahnsinnig. Unwetterwarnungen im Radio.
Mein neuestes Spielzeug lasse ich lieber nicht in die Luft, so böig ist es am Morgen.
Ich fahre Landstrasse – nicht Autobahn. Im Laufe des Tages ging der Regen in Schnee über. Die Bäche und Flüsse in Österreich sind angeschwollen. Die Felder und Wiesen stehen unter Wasser. Es scheint die Tage mächtig geregnet zu haben, was mir auch später von einer Einheimischen bestätigt wird. Der Schneefall wird immer heftiger. Schneepflüge fahren bereits. Der Grossglockner ist gesperrt. Trotz Sommerreifen versuche ich noch den Bedingungen zu trotzen. Doch irgendwann auf Höhe von Dorfgastein soll es nicht mehr sollen sein. Eisglatte Fahrbahn.
Nun bin ich hier auf einem Parkplatz. Es schneit unversöhnlich. Morgen soll es sich noch weiter so verhalten. Im Restaurant höre ich: die Strecke südlich ist gesperrt. Nix geht mehr. Übermorgen soll es wieder in die Plusgrade gehen. Heute Nacht noch minus 7.
In den 1980ern bin ich schon einmal hier gestrandet. Als ich beim Gleitschirmfliegen bei permanent wechselndem Wind und aus Sorge vor der Hochspannungsleitung mit Rückenwind als eine von etlichen auf dem Parkplatz schmerzhaft gelandet bin. Im Krankenhaus musste ich am Kinn genäht werden.