Ungern mache ich mich von Komin auf. Die Online-Suche nach einer Bleibe im Umkreis von Dubrovnik zieht sich. Einen Platz mache ich aus, den ich zumindest mal anfahren könnte. Ein Anfang.
Um nach Dubrovnik zu gelangen, muss man über Transit knapp 20 Kilometer durch Bosnien-Herzogewina. Das Land selbst könnte man mit Auflagen besuchen (Negativtest, nicht älter als 72 Stunden). Lust hätte ich ja, mir die Pyramiden und die Boulders anzusehen, doch steht der Aufwand momentan nicht dafür und es kommen wieder andere Zeiten. Andere Mütter haben auch …
An den Grenzen geht es schnell. Es ist nichts los. Die knapp 100 Kilometer sind auch verhältnismässig schnell gefahren. Wieder über grosse Teile Küstenstrasse, teilweise ist man 150 Meter über Meer. Steilküste. Es ist so wunderschön.
Über die Franjo-Tuđman-Brücke, der Most Dubrovnik, passiert man über 500 Meter die Mündung der Ombla. Danach geht es auch gleich schon wieder in die Höhe. Der angepeilte Übernachtungsplatz ist indiskutabel. Erst mal runter von der stressigen Strasse und auf nach Kupari, der Perle der Adria, ein paar Kilometer weiter.
Ich habe den Hinweis von Gabi und Stefan und die Koordinaten zu den Lost places in Kupari. Dort finden sich 3 Hotels plus ein Grand Hotel, die in dem Heimatkrieg, home war, wie sie es gerne bezeichnen, zerstört wurden. Lost places haben mich schon immer fasziniert. Das Grand Hotel habe ich irrtümlich für Titos Residenz gehalten, da es sich nur über zwei Etagen erstreckt. Er muss sich in Kupari eine Residenz eingerichtet haben, eine von 34 insgesamt. Es ist schon Spätnachmittag und ich habe noch keine Strategie. Hier kann man leider trotz grossen Parkplatzes nicht übernachten. Es scheint sich mittlerweile ein Drogenumschlagplatz etabliert zu haben. Nachts patroulliert die Polizei. Statt an die Autos zu klopfen, greift man hier gleich zur Lautsprecherdurchsage.
Dubrovnik ist schwierig. Entweder Polizei oder teuer. Ich lese von Parkplätzen mit 10 EUR die Stunde. Insane. Dann, der Durchbruch: auf schmaler Spur und Haarnadelkurven fahre ich auf den Srd, den Hausberg von Dubrovnik, vorbei an den Besucherparkplätzen der Festung Imperjal mit Ausstellung zum home war bis an den Rand und verbringe dort den vermeintlich schönsten Sonnenuntergang Kroatiens (zumindest wird er als solcher von Reiseveranstaltern mit einem Glas Wein in der Hand verkauft) und fahre mit der Seilbahn morgens in die Stadt und abends wieder zurück = 160 Kuna. Yeah!
An der Bergstation wird mir die Temperatur mit einem Scanner gemessen, was bei mir in die Kategorie “albern” fällt. Die Maske ist längst auf. Die Hände desinfiziert und mit mehr als Mindestabstand – wir sind zu dritt plus Gondelführer – geht es in der Gondel talwärts an die nördliche Mauer.
Über 100 Treppen runter, später über – gefühlt – 200 Treffen wieder rauf.
Man gelangt an die Hauptader. Mit unzähligen Restaurants. Es sind kaum Menschen unterwegs. Noch früher ist Dubrovnik überrannt worden. Man musste die Zahl der Kreuzfahrtschiffe auf 2 pro Tag limitieren. Für mindestens eine der Gassen gibt es Verhaltensregeln:
So, I kept to the right.
(Bei Korridor muss ich leider immer an den human corridor denken, während des Jugoslawien-Krieges, wie ich ihn nenne, als sie einen human corridor gebildet haben, um die Menschen entlang der Bahnlinie flüchten zu lassen.)
Ich spare uns die Gebäudeaufnahmen. Es scheint, als hätten sie die Kriegsschäden grösstenteils wieder saniert. Ein paar Ecken sind noch nicht wieder ganz zurück.
Lange bin ich nicht da, bleibe noch ein bisschen am Hafen und fahre wieder auf meinen Berg zurück. Die erste Bahn wurde 1969 gebaut und hat gerade bis 1991 gehalten, dem Ausbruch des Krieges. Die neue Bahn wurde 2010 gebaut. Das Original-Gipfelkreuz hat Napoleon spendiert und wurde 1991 natürlich auch gleich mitzerstört. Sender und neues Kreuz werden nachts immer schön illuminiert.
Es dauert nicht lange, und ich habe schon wieder einen Hund. Weiss-grün kommt er auf mich zu und legt sich vor mein Auto. Er schreckt nur einmal auf, als die Quads mal wieder durch das Gelände schiessen. Ebenfalls Touren, die hier angeboten werden.
Es stellt sich heraus, dass der Hund zu dem Mann mit wehender Frisur gehört, der auch gestern schon hier war. In seiner Latzhose durchstreift er die Hänge. Er spricht kein Englisch. Wir quatschen trotzdem. Später erscheint noch sein Sohn, wie sich herausstellt, der aus Mazedonien zu Besuch ist. Über Alexander den Grossen versucht er mir in seinem reduzierten Englisch zu verstehen zu geben, dass er mit der Politik nicht zufrieden ist. Nun ist sein Englisch ja noch besser als mein Geschichtsverständnis – wie sehr würde ich das alles verstehen wollen können … Aber, wenn mich nicht alles täuscht, war AdG Mazedonier, right!? Dann wären wir doch wieder bei Patriotismus …
Die grüne Farbe an Hinterteil und Schnauze des Hundes rührt von einem Desinfektionsmittel. Ah! Der Vater würde sich wohl um die Ziegen auf dem Gelände kümmern. Morgen bringen sie mir statt meiner getrockneten Feigen, die ich ihnen anbiete, frische vorbei …