Morgens machen wir uns von unserem Übernachtungsplatz 30 Kilometer vor der Grenze zum Iran auf. Am Abend zuvor haben wir noch unsere wenigen Alkoholvorräte ‚vernichtet‘. Morgens erwartet und die Polizei uns schon an der Ausfahrt des Grundstücka. Sie hätten Information von der Grenze, dass wir hier stehen würden. Es wäre gefährlich.
An der türkischen Grenze in Kapiköy angekommen, herrscht absolutes Durcheinander. Mehrspurige Autoschlangen stehen wartend vor der einspurigen Durchfahrt Stoßstange an Stoßstange. Je länger wir warten müssen, desto aufgehitzter ist die Stimmung bei den Wartenden. Pro Stunde werden etwa 1-4 Autos durchgelassen. Würde alles gesittet ablaufen, hätten wir 12 Autos noch vor uns. Doch aus unserer Außenposition heraus besteht keine Hoffnung, jemals einfädeln zu können. Wir warten schon seit Stunden ohne nennenswerten Fortschritt. Ein Polizist ordnet die Situation neu und etliche Autos müssen ihre gute Ausgangslage aufgeben. Es wird wild rangiert. Nun stehen wir in Poleposition und das Tor öffnet sich extra für uns. Die Männer fahren zur nächsten Station. Wir Frauen müssen zu Fuß über das Terminal ausreisen.
Als Jürgen an der Reihe ist, wird ihm erklärt, es wäre Strafe über 5.500 TL (etwa 180 Euro) zu bezahlen. Wir hätten einem Polizisten nicht Folge geleistet, der uns zum Anhalten aufgefordert hatte. (Quatsch!) Zu zahlen in türkischem Bargeld, das wir mit Polizeiunterstützung versuchen, in einem Duty Free im Terminal zu wechseln. Unendliche Verhandlungen waren nötig, um nach langer Zeit endlich ans Ziel zu kommen. Dazu mussten wir für jeden der 3 Geldscheine je 2 Schokoriegel kaufen, um das Wechselgeld in Türkischen Lira zu erhalten.
In der Polizeistation zurück müssen wir das Carnet vorlegen. Es wird beanstandet, wir hätten es vom türkischen Zoll nicht abstempeln lassen. Da sind wohl einige Beamte etwas übereifrig: die Türkei fordert nämlich gar kein Carnet. Stillschweigend lassen sie nach unseren Widersprüchen von ihrer Haltung ab.
Bei Einfahrt in den iranischen Grenzbereich Razi springt gleich Militär in die hintere Tür der Fahrerkabine und Jürgen muss die Wohnkabine öffnen, die in Augenschein genommen wird. Es wirkt eher wie Spaß für alle anwesenden Militärs. Danach kommt dann auch das Carnet ordnungsgemäß zum Einsatz. Mit den Visa bekommen wir auch problemlos unsere Einreisestempel in die Pässe. Die befürchtete Inspektion des Fahrzeugs, für die wir alle kritischen Dinge versteckt haben, unterbleibt überraschenderweise. Die gesamte Prozedur war relativ zügig abgeschlossen im Vergleich zur Ausreise bei den Türken. Bei der nächsten Möglichkeit übernachten wir einfach am Straßenrand – es ist schon spät. Schließlich waren wir 9,5 Stunden an der Grenze.