Mama wird nach der letzten Nacht keine weitere Nacht mehr in meinem Auto verbringen. Ich schone ihre Hörgerätebatterien und reagiere nicht. Heute ist Duschtag. Ich hätte uns auch gerne mit meiner Truma-Kombi schönes heisses Duschwasser bereitet. Sie freut sich auf ihre Dusche zuhause.
Nur kleines Frühstück. Die heute anwesenden Ordnungsmänner machen Mama nervös. Ich erkläre die Programm-Alternativen. Die Nachbarin nimmt unsere Unsicherheit bezüglich der Pfahlbauten in Unteruhldingen auf und rät uns dringend zum Besuch des Freilichtmuseums. So soll es sein.
Wie sollte es anders sein, ich registriere zwar den Verweis auf einen Wohnmobilparkplatz P2, parke aber trotzdem auf dem grossen Besucherparkplatz P1 vor der Besucherinfo, weil ich auch die Besucherinfo in Anspruch nehmen möchte. Ich bin nicht vorbereitet. Nur Anfänger erwarten eine Besucherinfo auf P2.
Zu Fuss runter zum Bodenseeufer und rein in die Pfahlbautenanlage.
Nach einem schönen Mittagessen zurück zum Parkplatz. Schon aus der Entfernung entdecke ich einen Ordnungsmann gerade an meinem Auto. Ich sehe keinen Strafzettel an der Windschutzscheibe, steige ein, doch Mama fehlt. Ich schleiche ums Auto, wo sie sich mit dem Ordnungsmann unterhält. Es hätte mich wohl EUR 55,- gekostet. Dankeschön. Nochmal Glück gehabt. Auf zur Autobahn. Heim.
Die Hitze heute macht sich auch heute im Auto bemerkbar. Etwas zehrend, wenn man keine Klimaanlage benutzen möchte. Auf Hälfte der Strecke fahre ich einen Rastplatz an. Mama mag sich nun nicht mehr bewegen und bleibt im Auto. Ich hole uns Eis. Auf dem Weg zurück zum Auto werde ich von einem Mann mit einem Benzinkanister in der Hand angesprochen, ob ich Italienisch sprechen würde. “No.” “Un pocco.” Schon schwallert fliessendes Italienisch auf mich nieder. Ich interpretiere: Benzin ausgegangen, kein Geld, Familie wartet zuhause in Rumänien.
Obwohl ich meine Geldbörse mit den beiden Eis’ in der Hand halte, deute ich an, kein Geld zu haben. Er lässt ab. Danach schäle ich Mama aus dem Auto und setze sie auf eine Bank im Freien. Dann taucht er wieder auf. Er hat wohl übersehen, dass er mich schon einmal angesprochen hat. Jetzt auf der Bank ohne Mundschutz wirke ich wohl französischer oder englischer. Ich entscheide mich für Englisch. Und los geht’s. Ich erfahre nichts Neues. Ich erkläre, ich hätte kein cash – only plastic. Nicht ganz gelogen. Er zieht von dannen.
Vor uns steht sein rumänisches Coupé, die Kofferraumklappe geöffnet. Ein junger Mann mit dünnen Ärmchen bereitet die Schlafgelegenheit im Innern mit Blumendekor. Dann haben sie mich am Wickel. Ich hole aus meinem Auto das letzte Kleingeld – das Wechselgeld vom Eis – und gebe sie ihm mit dem Hinweis auf “last cash”. Was dann aber doch gelogen ist, da es in meinem Auto eine Geldtasche gibt mit Kleingeld für Wasserautomaten, Parkgebühren, Waschsalons und sonstigen Automaten für die nächsten Jahre.
Je weiter wir uns von dem Parkplatz entfernen, umso klarer wird mir, dass es sich hier mit aller Wahrscheinlichkeit nur um eine neue Form des betrügerischen Bettelns gehandelt haben kann, die nur darauf wartet, mich irgendwo anders zu kriegen, als in Innenstädten. Mama ist angehalten neueste Erkenntnisse dieser Masche an mich weiterzuberichten.
Mama ist besorgt ob meiner Naivität, die ja nicht neu ist …