Je länger es auf mich wirkt, umso interessanter finde ich es. Also reite ich erneut mit dem Auto einmal quer durch die Stadt, um eine bessere Ausgangssituation für mein Fahrradexpertiment zu haben. Eigentlich habe ich aber – dachte ich – schon eindrücklich die Verkehrssituation geschildert. So kommt es, dass ich von dem Vorort von Tiranë wieder einmal quer durch die Stadt fahre. Diesmal übernachte ich frei auf der Strasse südlich des Parks.
Als ich anlande parkten hier noch kaum 10 Autos. Im Laufe des Abends – es ist Freitag – überschlägt sich hier alles.
Spätmorgens dann fahre ich mit dem Radl los. Vorher war ich noch zugeparkt. Ich bin auf alles gefasst. Rein in den Park. Im Amfitheater läuft gerade eine Folkloreaufführung. Junge Tänzerinnen und Tänzer tanzen zu traditioneller Musik in unterschiedlichen Trachten. Dann weiter des Weges quer durch den Park in den Norden.
Von dort gelangt man direkt auf den grossräumigen Mama-Theresa-Platz, den ich auch schon mit dem Auto gefahren bin. Aus dem Kreis heraus gelangt man direkt auf die 6-spurige Prachtstrasse Bulevardi Dëshmorët e Kombit. Sternförmig führen alle wichtigen Strassen zum Skanderbeg-Platz.
I will survive: 1. es ist kaum Verkehr 2. es gibt Fahrradspuren
Noch einmal besuche ich die Piramida, nachdem heute besseres Wetter ist als beim ersten Besuch. Heute sind ein paar Jungs auf der Piramida. Einer davon saust mit seinem Rad die steile Fläche herunter. Als die Fassade der Piramida noch nicht demontiert war, haben Kinder die Marmorflächen auch schon gerne als Rutschbahn benutzt. Entworfen wurde die Piramida von Pranvera Hoxha als Museum in Angedenken an ihren Vater Enver Hoxha nach dessen Tod.
Doch der Skanderbeg-Platz interesssiert mich heute mehr. Mit seinen 38.000 Quadratmetern, wie ich ihn heute erlebe, existiert er erst seit ein paar Jahren. Über die Vergangenheit hinweg hat sich immer wieder jemand daran versucht. Heute ist er durchgängig verkehrsberuhigt. Und wo früher einst Stalin stand, sitzt seit 1968 nun Skanderbeg auf seinem Pferd. 1991 hatte man dann überwiegend von Kommunismus die Schnauze voll und so musste auch Enver Hoxhas Statue in seinem hübschen Anzug mit Mantel mit viel Pathos von seinem Sockel am Skanderbeg-Platz. So, wie es viele vor und nach ihm auch ereilt hat. Und noch ereilen wird … Also immer schön langsam mit den Bronzen.
Auf dem Rückweg: begehbarer Bunker, Teil der Berliner Mauer, Pizza.