Als ich morgens vorsichtig die Lage checke, stelle ich fest, dass wir heute wieder einen traumhaften Tag vor uns haben dürften. Die Sonne scheint. Dürften, da es sich von einer Minute auf die andere ändern kann. In die eine, wie die andere Richtung
Auf dem Parkplatz herrscht reges Treiben. Sie parken wie sie Ländereien aufzuweisen haben. Parkplatzmarkierungen sind reine Makulatur. Kleines Frühstück, um gleich einmal den Leuchtturm zu besuchen. Bei dem Campener Leuchtturm handelt es sich um Deutschlands höchsten Leuchtturm. Weltweit rangiert er auf Platz 14. Er ähnelt der Stahlkonstruktion des Eiffelturms und wurde im selben Jahr fertiggestellt. (Wenn ich das noch alles so richtig auf die Reihe bekomme.) Man klettert um die 380 Stufen hinauf und hat einen grandiosen Rundumblick auf die Ostfriesischen Inseln und auf das Kohlekraftwerk in den Niederlanden. Zu meiner Zeit jedoch haben sie noch nicht geöffnet.
Als ich gestern spätabends ankam hatte ich ja keinen Plan, was mich heute noch erwarten könnte. Der Leuchtturm liegt natürlich direkt am Deich und dahinter natürlich direkt die Nordsee, in diesem Fall das Wattenmeer. Es dauert eine Ewigkeit, bis ich den Umfang erfassen kann. Eine Weite in sämtliche Richtungen. Davon möchte ich gerne mehr. Ich greife mir mein Fahrrad vom Fahrradträger und fahre los.
Über Kilometer am Deich entlang, dann über einen der ausgesteckten Wege runter ans Meer. Ein Angler bewacht seine 5 Angeln mit Lebendködern. Moin. Wohin ich den wolle? Schollen und Aale wollte er gerne am Haken haben. Doch die Krabben würden ihm seine Würmer von den Haken schnappen. Er könnte mir Borkum empfehlen. Die Meyer Werft wäre wohl dafür verantwortlich, dass das Wasser so grisselig wäre. Die Schlacke würde sich hier absetzen, die sie in Papenburg freisetzen. Wenn ich zurück zum Leuchtturm wollte, könnte ich auch direkt unten auf dem Pflaster zurückfahren. Tiefere Bereiche wären wohl bald unter Wasser. Seiner Frau und ihm wäre das auch schon häufiger passiert. Seitdem sind Gummistiefel angesagt. Bei Ebbe würde sich das Meer zirka 2 Kilometer weit zurückziehen. Etwa bis zur Fahrrinne. In der letzten Zeit hätte es wohl sehr intensiv geregnet. Das Hochgebirge im Salzburger Land hätte ihm wohl auch sehr gefallen. In Bayern jedoch war er noch nicht.
Mit einem Petri Heil! verabschiede ich mich und fahre die empfohlene Route zurück – direkt ins Schlam(m)assel. Das Wasser am Ende des Tidebereiches steht mittlerweile so hoch in die Verbindung zum höhergelegenen Weg am Deich, dass man sich nur über den glitschigen Steinwall hangeln kann. Das Fahrrad hangelt mit. Irgendwo dazwischen hat mein Handy so einen Schlag bekommen, dass das Display einen Sprung hat. Irgendwas ist immer. Danach mit vermeintlicher Sicherheit wieder zurück auf den Pfad. Um dann im weiter oben angespülten Schlick festzustecken, dass es einem die Schuhe auszieht und die Räder dichtmachen. Mit kleiner Schadenfreude wird das Schauspiel von einigen Passanten aus trockener Entfernung beobachtet. Moin!
Es wird wohl Tage, Wochen und Monate dauern, bis meine Turnschuhe innen wieder trocken sind. Von aussen wären sie ja wasserdicht. Auf Ostfriesland waren sie nicht vorbereitet.
Ich will noch eine Etappe weiter. In meinem geliebten, von vielen belächelten, Shell-Atlas – in Zeiten von Navis – mache ich Greetsiel aus. Ein umtriebiges Örtchen mit allerlei Angebot, netten Restaurants und einem kleinen, süssen Hafen, in dem sich kleine Krabbenkutter von ihren Einsätzen erholen. Darauf ein Jever!, von dem wir hier nicht weit entfernt sind.
Anbieten würde sich eigentlich noch so vieles, wie zum Beispiel der Kirchturm, der so schief ist, dass der Turm von Pisa einpacken kann.
Mit meinen neu erstandenen Angenehm weich Wohlfühl Socken für Männer 39-42 mit Anti-Rutsch-Noppen geht es zurück zum Parkplatz. Welche Männer …? Ich hätte nie gedacht, dass ich in diesem Leben einmal kalte Füsse haben könnte. Sag niemals nie! Ich nütze das Angebot am Parkplatz, der Entsorgung von Abwasser und der Versorgung mit 90 Liter Wasser für 2 Euro. Ich brauch zwar aktuell nur 50 Liter, doch gleichzeitig verdoppelt sich dadurch meine Entspannung.
Für die Nacht finde ich noch einen Parkplatz am Deich auf Höhe von Norden und verbringe die Dämmerung direkt unten bei Ebbe mit Blick auf Juist und Norderney. Und die Unendlichkeit.
Selten so eine Stille erlebt. Ganz Ostfriesland ist, als würden die Geräusche geschluckt. Die Ostfriesen, die ich kenne, lassen sich auch so schnell nicht aus der Ruhe bringen.
Moin.
Die Erde ist eine Scheibe.
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