Nach dieser Nacht habe ich keine Lust auf Frühstück. Kaffee muss reichen. Es schüttet. Wie eigentlich jeden Tag. Vergangenes Jahr hatten wir einen verlängerten Sommer im Oktober. Schade.
Die Adresse liegt in der Inneren Altstadt. Auf der Strasse tobt der Mob. Doch keiner hupt, drängelt, oder macht sich irgendwie anders bemerkbar. An vielen Stationen hier im Osten Deutschlands konnte ich beobachten, wie sich die Menschen artig in Reihen einfügen, die ich schon lange aufgegeben hätte. Muss wahrscheinlich an ihrer Historie liegen. Manchmal musste ich auch in die Reihe. Unglaublich.
Trotzdem finde ich einen Parkplatz, keine 100 Meter entfernt von der Fussgängerzone. Globetrotter lässt den Blutdruck jedes Outdoor-Begeisterten steigen. Kletterwand, ein Wasserbassin, in dem Kinder kajaken können, Station, an der man Klettergurte testen kann und einfach ein Sortiment, das keine Wünsche offen lässt.
Wie sich allerdings herausstellt, haben sie mir eine andere Axt, als die von mir gewünschte verkauft. Tja, man muss eben gut vorbereitet sein, wenn man sich beraten lässt.
Dann mit meiner neuen Axt entgegengesetzt des Hauptbahnhofes Richtung Altmarkt, auf dem ein Konzert stattfindet anlässlich des 50. Jubiläums des Kultis. Das wäre wohl witzig geworden, wenn mich das Security-Personal an den Zugangsstationen, kontrolliert hätte. Nach einem Bier weiter entlang der Kirchen und des Residenzschlosses bis zur Augustusbrücke, die die Elbe überspannt und wieder zurück.
Eine herrliche Stadt.
Heute gilt es noch, ein Internetcafé aufzusuchen, die es in der Stadtmitte nicht gibt. In meiner Geburtsstadt sind in der Innenstadt etwa 10 auf 100 Meter. Hier … nix.
Viel konnte ich nicht fotografieren, da ich meine Dateien bereits auf die SD-Karte der Kamera gepackt hatte. Clever!
Letztendlich finde ich einen Hinweis auf eine Kneipe mit Internetmöglichkeiten. Nicht weit ausserhalb des Zentrums. In München würde man sagen „Eckkneipe“. Wilde Aufkleber aussen, die schrill Internet an separaten Plätzen versprechen. Übertritt man die Schwelle zu diesem Mikrokosmos, verstummen die Gespräche und neugierige Augenpaare sind auf einen gerichtet. Im Gastraum befindet sich eine Theke mit 7 Sitzplätzen, dahinter die Wirtin in ihrem beigen Strickpulli mit Lochmuster.
Als ich nach Internet frage, werde ich in einen Hinterraum geführt. Poster an den Wänden, die man sich in Männerspinden vorstellt. Man bezahlt direkt mit Münzen am Rechner. Dadurch wird es nicht besser. Nachdem ich einige Zeit in dem kalten Raum verbracht und zahlreiche Euros spendiert habe ohne merkbaren Fortschritt in dem Upload-Balken, entscheide ich mich, das Vorhaben bei dieser Leitungsgeschwindigkeit abzubrechen.
Im Gastraum bestelle ich mir noch ein Bier, während am Rechner noch die letzten 50 Cent durchlaufen. Es darf auch geraucht werden. Ich höre mir einen missglückten Witz meines sympathischen Thekennachbarn an, in dem sich die menschlichen Organe um die Vorherrschaft streiten, während das Pärchen am Ende links in der Zeit jeweils 2 Schnäpse kippen. Die Dame kippt grünen Mintschnaps. Zum Prosten stossen sie gegen die Hängeleuchten. Rechts von mir gibt es anscheinend Familienprobleme.
Hinter mir sitzt noch eine junge Frau, die abwechselnd an zwei Spielautomaten ihr Glück versucht. So wie ich, zwei Zimmer weiter, mit ähnlichem Spieleinsatz, jedoch anderem Lösungsanspruch …