Wenn ich mir vorstelle, wie wir im März vor dem neuen Radio auf der Terrasse sassen, um die Ansprache unseres Ministerpräsidenten zur Corona-Lage zu hören. Die Familie war um das neue Radio herum auf der Terrasse versammelt … es fühlte sich an wie … Krieg.
Seit Mitte Juni/Anfang Juli nun sind die meisten Grenzen wieder geöffnet. Die Länder bangen um ihren Tourismus. Wie ich höre geht es in manchen Ländern noch zögerlich. Ich rücke von meinem Plan ab, über Italien mit der Fähre nach Griechenland zu fahren. Für einen Jahresauftakt hätte mir das sehr gut gefallen können. Als klar wird, dass Ende Juli alles zuhause soweit gediehen ist, verdichten sich meine Pläne.
Wir haben in all der Zeit sogar die Solarpanels auf dem “kleinen” MAN von J installieren können. J kommt mit dem Innenausbau auch gut voran. Die Zusatzfedern für mein Auto sind mittlerweile vom TÜV abgenommen, was nicht so einfach war. Termine sind schwer zu kriegen und können tags zuvor auch noch platzen.
Am Freitag soll es losgehen. Noch Besuch bei Mama, dann los. Ein lieber Freund meldet sich und möchte uns noch unbedingt gerne am Samstag einladen. Also Sonntag erst zu Mama und Dienstag Abfahrt. Schon morgens höre ich die Verkehrsnachrichten. Es hat die ganze Nacht schwer geregnet. Die A8 Richtung Salzburg ist auf Höhe von Achenmühle grossflächig geflutet – Vollsperrung. Umfahrung grossräumig nicht möglich. Ich schmeiss mich weg. Jetzt passiert es schon, ohne dass ich unterwegs bin.
Ein Tag mehr, an dem Mama mich bekochen kann. Mehrmals täglich trainieren wir Online Banking. Bis Mama kotzt. Als ich am Mittwoch zum Frühstück zu ihr komme, steht ungewohnt das Frühstück noch nicht am Tisch. Als sie gleich morgens für meine Marmelade ein Glas aus dem Keller holen will, stellt sie fest, dass die Speisekammer unter Wasser steht. Wasserrohrbruch. Die Handwerker sind bereits am Werk. Die Zeit nach dem Frühstück nutzen wir, um noch einmal online zu gehen. Der Rechner startet hörbar, doch der Monitor bekommt kein Signal und verabschiedet sich wiederholt in den Sleeping Mode. Das dauert, bis ich den Fehler ausschliessen kann. Und zu guter Letzt meldet sich ein Kontakt, der sich mit uns spontan abends gesprächsfreudig treffen will.
Wenn ich nicht fahre, fällt mir im Hof vllt noch ein Schaf auf den Kopf. Ich fahre. Abends um 8. Halbe Strecke bis Österreich. Am nächsten Morgen weiter. Mein Navi spinnt seit der Heimat. Ich trotze, solange ich mich auskenne. Doch dann gebe ich nach. Kurz vor Villach und den Tunneln will es mich von der Autobahn haben. Kaum runter durch die Baustelle und ich werde geblitzt. Mama ist bereits verständigt. Sie rechnet sowieso damit, dass sie mich irgendwann einsperren. Letztens erst habe ich getankt ohne zu bezahlen. Jetzt hofft sie darauf, dass sie mir den Führerschein nehmen. Was ich vorhabe, gefällt ihr nicht. Wohin es geht, will sie auch gar nicht wissen. Als sie mit Freunden telefoniert, erzählt sie, dass ich für drei Monate unterwegs bin. Mit jedem Gespräch wird es einen Monat länger. Und ich höre sie, als sie sagt: “Ich zieh doch keine Kinder gross, um sie dann von den Wilden fressen zu lassen.”
Statt durch die Tunnel zu fahren, lotst mich das Navi über zwei Pässe, wie anno dazumal vor Tunnelfertigstellung 1991. Am Wurzenpass steht schon unten ein Hinweisschild, dass der Grenzübergang nur für Österreicher und Slowenen möglich wäre. Ich halte trotzdem darauf zu. Die Österreicher lassen mich ungesehen ausreisen. Danach ist gesperrt. Ich springe zurück zu den Österreichern, um mich zu vergewissern. Die meinen, die Slowenen wären heute nicht da. Ich umfahre die Sperre. Welcome to Slovenia!
Auf nach Bled.