Ein Flugzeug nach dem anderen donnert direkt über meine Oberlichte hinweg. Zum Greifen nahe. Ich parke in der Einflugschneise. True, gestern bei Anfahrt habe ich noch das Schild zum Flughafen wahrgenommen.
Die Nacht über hat es geschüttet. Nur der Himmel weiss, wo das noch hin soll. Der Boden ist mehr als gesättigt. Nun hat der Regen gestoppt. Später wird es sogar noch sonnig. Nachdem ich mir noch Datenvolumen aufgespart habe, lade ich meine pics in die Cloud hoch. Ich habe schon Pferde auf meine Festplatten kotzen sehen. Ich traue dem Frieden nicht. Zudem habe ich hier auch noch LTE-Empfang, was nicht immer der Fall ist. Im Osten hatte ich fast ausschliesslich 2G. Da googelt man nicht einmal noch flache Organ-Witze. Auf dem Parkplatz nahe des Fasanenschlösschens hätte ich lediglich Notrufe absetzen können. Das muss mir mal jemand erklären.
Was mich in Veronikas Hinterzimmer Zeit – ohne nennhaften Erfolg – und Euros gekostet hat, flutscht hier in 90 Minuten hoch. Noch einmal über den Deich, um zu sehen, ob das Meer auch wirklkich zurück ist.
Zur Deichpflege werden nach einem kurzen Ausflug in die Technik wieder Schafe eingesetzt. Sie sind günstiger, ihre Hufe verdichten den Untergrund und die Graswurzeln, und nicht zuletzt halten sie den Schnitt kurz. Gartenfreunde aufgepasst: mit Schafen bleibt der Garten wühlmausfrei. Maulwurfshügel habe ich auch nicht gesehen.
Ich hätte gerne noch Richard besucht, einen Freund meiner Eltern, der hier in einem kleinen Ort in der Nähe von Aurich wohnt, doch ich kann weder Adresse noch Telefon recherchieren. Er ist auch einer der Lanz-Kenner, wie mein Vater.
Ich mache mich durch das Fehn-Land auf nach Wilhelmshaven. Genau wie in meinem Heimatort wurde hier Torf gestochen, das sie von den Holländern übernommen haben, um unbewohnbares Land siedelbar zu machen. Deshalb hören sich die Fachausdrücke so niedlich an. Auch wir haben unsere Dorfgeschichte einem Holländer zu verdanken. Unser Dorfgebiet im Moos musste lediglich abdrainiert werden, davon zeugen heute noch die Gräben. Durch den Flughafen wurde das Grundwasser zudem noch weiter abgesenkt. Hier im Moor jedoch sind es noch grosse wasserführende Kanäle.
Und immer schön weiter östlich – der Ostsee entgegen. Irgendwann irgendwo überholt mich sonst der Winter.
Unweit von Wilhelmshaven, auf einem Parkplatz in Dangast über dem Jadebusen schlage ich mein Quartier auf.
Als ich mir mein Abendessen koche, reitet ein Mädchen auf einem Einhorn an mir vorbei. Als könnte mich so etwas noch irritieren …