Unsere Route führt über den Urmia-See, über den eine Brücke führt. Weiter geht es südlich und parallel zum Kaspischen Meer. Dorthin wollen wir allerdings nicht, da es wie man hört, außerhalb der Saison trostlos sein soll.
Schon deutlich vor Tehran nimmt der Verkehr zu. In Tehran selbst braucht es viele Nerven, um voran zu kommen. Wir fahren unseren bewährten Parkplatz an und schaffen es bis Nachmittag. Alle unsere Freunde sind schon informiert und Kamran und Vahid kommen auch gleich, uns zu begrüßen. Große Wiedersehensfreude. Auch Elham kommt am Abend noch vorbei, um die von uns mitgebrachte Kleidung für arme Kinder und Erwachsene und Spielzeug abzuholen. Ihr kleines Auto haben wir fast restlos vollgepackt. Es ist unser erstes Treffen, wir kennen uns nur durch Beziehung und hatten schon vor Abfahrt noch Kontakt.
Am nächsten Tag sind Petra und Theo mit Kamran, der guten Seele, in der Stadt unterwegs. Vahid bringt uns schon früh morgens das Lieblingsbrot Sangiak von Jürgen auf den Parkplatz. Wir bleiben im Auto, weil Jürgen sich versprochen hat, das Problem mit dem Booster lösen zu können – um die Servicebatterien auch während der Fahrt laden zu können. Momentan sind wir ausschließlich von der Photovoltaik abhängig. Wir haben noch immer mit dem Defizit aus dem Bauch der Fähre zu kämpfen. Aus Sorge vor den niedrigen Temperaturen in Afghanistan und der Not, mächtig heizen zu müssen, hat sich Jürgen entschieden, einen kleinen Generator anzuschaffen. Vahid besorgt ihn uns im Bazar. Dann braucht es noch Benzin und Öl zum Betrieb. Und so springt Vahid erneut auf sein Motorrad – der Schatz.
Am Abend macht uns Ario noch seine Aufwartung. Er bringt noch herrliches dänisches Gebäck mit, das noch lauwarm gegessen werden kann. Um 20 Uhr holt uns Vahid mit seiner kleinen Familie ab zum besten Kebap-Restaurant in der Stadt. Natürlich müssen wir anschließend noch zu unserem Lieblingsladen mit herrlicher Baklava und Tee. Vahid hat uns heute umgerechnet 2 x 370 Dollar in Rial/Toman organisiert. Da braucht es schon einen Rucksack, um die überwiegend 50.000-Toman-Noten zu transportieren. 1 Million Rial = 100.000 Toman = 1,20 Euro.
Eigentlich wollen sie uns alle zu sich nach Hause einladen, doch irgendwie vertrösten wir sie auf die Zeit der Rückfahrt. So auch Ario, der nochmal vorbeischaut, diesmal mit Pistazien.
Vahid hat sich nun schon von uns verabschiedet. Er verbringt von dem Feiertag (Dienstag) bis Freitag mit seiner Familie beim Campen. Helma, seine Tochter freut sich auch schon riesig.
Am nächsten Tag fahren wir mit der Metro in die Stadt, um in den Bazar zu gehen. Schon in den 1970ern wurde die unterirdische Anlage geplant und 1999 die erste Linie in Betrieb genommen. Chinesen sollen an dem ehrgeizigen Projekt teilgenommen haben. Heute ist die Milliionenstadt mit den 7 Linien der Metro gut vernetzt.
Über den nördlichen Eingang gelangen wir in die verschlungenen Gänge des Grand Bazar, wie der Tehraner Bazar auch heißt. Über 10 Kilometer umfasst das Gängesystem und der Bazar gilt als einer der größten seinesgleichen. Die meisten Geschäfte haben gegenwärtig geschlossen, da heute ein religiöser Feiertag ist. Trotzdem bekommt man einen guten Eindruck von dem Bazar. Obwohl die Macht des Bazars in der Moderne natürlich abgenommen hat, bedient das Angebot aber selbst noch heute die Bedürfnisse der Menschen. Auch unser Generator wurde im Bazar erstanden.
Inmitten des Bazars befindet sich eine Moschee mit einem Schrein, wie Kamran meint, von dem Bruder des Imam Reza, der in Mashhad begraben liegt. Imam Reza ist der einzige Imam, der auf iranischem Boden begraben liegt und damit ist der Schrein das wichtigste Pilgerziel im Iran. Hier soll nun der Bruder begraben sein. Ich riskiere nur einen kleinen Blick auf den Vorplatz des Gebäudes und schon bitten uns die Hausmeister hinein. Wir werden eingeladen, ins heilige Innere zu kommen und den Schrein zu besichtigen. Ein Tschador für die Damen ist nicht nötig. Lediglich der Schuhe entledigen wir uns.
Wir schlendern wieder hinaus aus dem Bazar und Kamran empfiehlt uns das beste Kebap-Restaurant des Bazars. Im ersten Stock ist mächtig Gewirr und das Essen gut.
Außerdem haben wir uns den Golestan-Palast vorgenommen, nicht zu verwechseln mit dem Reza Schah-Palast. Das Hauptgebäude, das im Innern zu besichtigen ist, ist durch und durch verspiegelt und aufwändig ausgestattet. Der Prunk ist sehr beeindruckend. Von außen ist der Palast eher unscheinbar gehalten. Kamran erklärt uns auch noch einiges an Wissenswertem und den Herrschern der früheren Zeit.
Am nächsten Tag wollen wir los. Vahid organisiert uns für seine Abwesenheit einen Kontakt, der uns zur Tankstelle geleiten soll. Leider erscheint er nicht am Treffpunkt. Wir machen uns danach selber auf zu Tankstellen. Vahid schaltet sich telefonisch ein, der Gute. Ein Vermittler kommt zu unserer Tankstelle und verhandelt für uns. Wir tanken auch noch unsere Kanister auf dem Dach.
Und schon geht die Verhandlung los. Es gibt eine Preisvorstellung, die wir jedoch nicht nachvollziehen können. Erst nach über einer unvorstellbaren halben Stunde Hin- und Herrechnerei haben wir dann den Ort im gegenseitigen Einverständnis verlassen können.