Auf unserer letzten Runde vor Afghanistan kommen wir auch bewusst in Qaen vorbei. Qaen haben wir vergangenes Jahr kennengelernt auf der Suche nach dem Epizentrum für Safrananbau. Damals waren die Felder (im Dezember) noch in voller Pracht und es wurde fleißig geerntet. Bei dieser Gelegenheit haben wir auch Hassan und Akbar kennengelernt. Beide betreiben sie Restaurants in der Stadt. Zufällig kennen sie sich auch beide. Die Tatsache, dass wir aus Deutschland kommen, hat Hassan zum Anlass genommen, einem Bekannten in Deutschland Säcke voller Reis zukommen zu lassen, die wir transportieren und zurück in der Heimat an eine bestimmte Adresse verschicken sollten. Zum Dank haben wir einen Sack Reis von Hassan geschenkt bekommen.
Bei Hassan schauen wir als erstes vorbei. Als wir in der Kühe nach ihm fragen, wird er telefonisch verständigt und soll gleich hier sein. In der Zwischenzeit lernen wir noch alle Nachbarn mit ihren Geschäften kennen.
Akbar hat ein kleines Restaurant, in dem man vorzügliches Kebap essen kann. Außerdem hat er die Leberspießchen, die Jürgen so gerne hat. Akbar hat sich rührend um uns gekümmert und sogar es noch geschafft, dass wir tanken durften. Wir parken wieder direkt vor seinem Restaurant. Im Haus daneben wohnt seine Mutter mit seinem Bruder und Familie. Der Papa ist leider schon verstorben. Insgesamt aber sind es 9 Geschwister. An einem Abend haben wir die gesamte Aufwartung bei uns im Auto. Sie bringen uns süßes Backwerk, das sie gerade im Haus ausbacken. Im Anschluss gleich werden wir eingeladen, mit ins Haus zu kommen, wo eine große Runde versammelt ist. Drei Frauen sitzen in der Küche am Boden und backen die Fladen in Öl aus. Die Familie versammelt sich bei der Mama, immer mehr Angehörige erscheinen in dem geräumigen Wohnzimmer. Wir haben einen netten Abend mit auffallend großzügiger Gastfreundschaft und netten Menschen. Mama schenkt uns sogar noch selbstgenähte Topflappen und eine Tischdecke.
Tagsüber waren wir eingeladen von Hadi, ein Heimatmuseum, die älteste Zeder der Gegend mit 1.500 Jahren und den Markttag zu besuchen. Bei der Zeder kommen zufällig noch weitere Bekannte vorbei, die uns anscheinend gesehen haben. Sie laden uns auf einen Tee ein zu einem Neubau eines beachtlich großen Hotelkomplexes. Es ist dort noch viel zu tun. Das Heimatmuseum haben sie richtig schön renoviert und man sieht Dinge des täglichen Haushalts, der Landwirtschaft, ein Hochzeitspaar, einen Kräuterheiler und Teppichknüpfer.
Hadii, man erinnert sich vielleicht, hat uns vergangenes Jahr ins Bozogmehr eingeladen zu einer sehr schönen Feier mit einer Frauenfolklore-Gruppe, die zu Gesang auch noch rhythmisch getrommelt hat. Ein toller Abend.
Am Markttag fanden sich Obst und Gemüse, Kleidung, Stoffe und Schuhe, Spielzeug, Büromaterial, Haushaltswaren und Handwerksmaterial.
Gestern waren wir endlich mit Jürgen beim Arzt. Sein Zustand hat sich deutlich verschlechtert und die Erkältung ist mit gutem Willen allein nicht mehr in den Griff zu bekommen. Akbar hat uns zu seiner Ärztin gebracht. Dort wurde er gründlich untersucht. Wir verlassen die Praxis mit einer langen Liste, die wir bei der Apotheke einlösen. Mit einer gefüllten Tüte ziehen wir weiter. Darin sind pain reliefer, Antibiotika, kleine Ampullen und eine Infusion mit Besteck. Akbar bringt uns direkt zum Krankenhaus, in dem Jürgen eine Infusion mit erstem Antibiotikum gelegt wird. Zuhause schicke ich ihn gleich wieder ins Bett. Am nächsten Tag, scheint es schon etwas besser zu gehen. Außerdem gibt es die folgenden Tage noch Antibiotika, was uns zuversichtlich macht.
Heute ist Freitag, Sonntag im Iran, und aus dem nahegelegenen Park dringt Marschmusik zu uns rüber eine ganz schöne Weile. Nun gibt es über Lautsprecher eine Ansprache. Gleich um 13 Uhr sind wir noch bei Akbar und Fatimeh zum Mittagessen zuhause eingeladen. Dort sehen wir auch wahrscheinlich ihre beiden reizenden Mädels …
Entgegen unserer Erwartung, im kleinen Kreis Mittag zu essen, ist eine größere Runde bereits versammelt, als wir eintreffen. Akbars Mama und Reza Ali (Enkel) von gestern sind auch dabei. Zudem sind noch die Mama, der Bruder mit Frau und einige Nichten von Fatimeh anwesend. Es ist wieder eine sehr nette Runde. Besonders die beiden Mamas haben ein großes Herz und küssen die Wangen zur Begrüßung und Verabschiedung. Akbar und Fatimeh mit den Kindern wohnen in einem sehr eleganten Haus. Die Mädels sind mittlerweile 4 und 8 Jahre alt.
Fatimeh tischt Spezialitäten aus dem Iran auf einer Decke auf dem Boden auf. Es gibt das Gericht Abusht mit Fleisch, Kichererbsen und Kartoffeln, die mit einem Mörser miteinander zermatscht werden und sodann mit Knusperbrot und roter Suppe gegessen wird. Danach probieren wir noch die weiß-grüne Milch-Kräuter-Suppe, die ebenfalls ausgezeichnet schmeckt.
Nach zirka 3 Stunden müssen wir wieder los, da Akbar über seinen Schwager für uns Diesel organisiert hat, das wir dann auch gleich aus Fässern in einer Halle in unsere Tanks füllen lassen.
Am nächsten Morgen machen wir uns auf, entgegen unserer ursprünglichen Route, zum Torbogen etwa 80 Kilometer entfernt am Örtchen Saquri.