Morgens mache ich mich mit meinem Becher Kaffee in der Hand erneut auf in den Hafen. Es ist strahlender Sonnenschein. Im Innern des Autos hatte es nachts 20,4 Grad. Welch Wonne.
Ich mag den Hafen noch nicht so recht verlassen. Es war einer der Orte meines Vaters. Meine Eltern haben Freunde in Hamburg. Udo, damals noch Polizist, mit zahlreichen Freunden, darunter auch Betreibern von Lokalen auf der Reeperbahn, hat einer Clique meiner Eltern Zutritt und Einblick in viele Stationen von Hamburg ermöglicht, so auch den Kontakthof in der Herbertstrasse.
Pedi erzählt davon, dass sie mit einigen Kiez-Grössen zur Schule ging. Ich kann mich sehr dafür begeistern. Ich lese Geschichten vom Schönen Klaus oder Neger-Kalle. Der Kiez hätte sich entscheidend verändert. Damals flogen Fäuste – heute Kugeln. Zwischendurch in jugoslawischer Hand, nun in albanischer. Nur wenige der Kiezgrössen leben noch.
Ich sitze Stunden einfach so auf der Mauer. Die Geräusche der Werft gegenüber – einfahrende Containerschiffe. Herrliche Unentschlossenheit.
Für die Ostsee habe ich von Pedi und Michael tolle Tipps erhalten, die ich auf jeden Fall machen werde. Zur Nordsee wollte ich eigentlich auch – ein Freund frischt die Idee in mir auf. Vielleicht aber doch noch eine Nacht hier, um morgen mit der Fähre nach Helgoland zu fahren …
Noch kurz in den Norden, um ein paar Dinge einzukaufen, die sonst schwer zu besorgen sind. Danach ausnahmsweise auf die Autobahn. Statt veranschlagten knapp 3 Stunden bin ich bedingt durch Stau und Baustellen für 260 Kilometer doppelt so lange unterwegs.
Flaches Land, in dem die Kühe, Gänse, Ziegen und Pferde noch mehr Platz haben, als irgendwo sonst. Die Wassergräben. Der Deich. Zu spät entdecke ich den Zugang hinauf. Doch eine Meute Autos sitzt mir schon im Nacken auf dieser einspurigen Strasse. Links und rechts der Strasse nur Matsch, der von verzweifelten Manövern zeugt. Die Felder und Wiesen stehen unter Wasser. Ich möchte hier nicht einem Auto ausweichen müssen. So wartet auch der Gegenverkehr artig am Ende der Strasse bis wir alle durch sind.
Auf der Suche nach einem Nachtplatz erfahre ich das einspurige Strassennetz, das unendlich im Endlichen endet. Ohne Wendemöglichkeit wieder rückwärts. Es ist bereits dunkel. Oder einfach weiter ins Unendliche führt. Ein Passant am Strassenrand bedankt sich gestisch bei mir, dass ich im Schritttempo seine Hunde umfahre.
Nun parke ich direkt am Leuchtturm heute Nacht.