Nach Mazar-e Sharif sind es 250 Kilometer. Auf der Strecke sieht man wieder einiges Interessantes, so zum Beispiel sind auf dieser Strecke verhältnismäßig viele Traktoren unterwegs. Einen Imker sehe ich am Straßenrand mit vielen Bienenvölkern. Gerade wird einer der Hochspannungsmasten mit mords Gerät verkabelt. Auch im Valley standen schon Masten in der Landschaft, jedoch nur bei ein paaren waren Leitungen gezogen. Auch gibt es natürlich wieder Bettler und Straßenausbesserer, die sich Geld dafür erhoffen, erschwindeln vielmehr. Aufgegebene Militärposten sind auch wieder zu sehen. Zweimal auf der Strecke sehen wir ausgeschlachtete Autowracks auf einem hohen Podest – wahrscheinlich soll das der Abschreckung dienen. Eigenartige Strategie. Die kleinen hellen Gebäude mit einem Türmchen auf den Anhöhen sieht man häufiger, die Vermutung ist, dass es sich um ehemalige Wachstationen handelt. Die eigenartig anmutenden Lkws mit ihrer tiefen Stoßstange, den beiden Stangenkreiseln links und rechts und den Kettchen unter der Stoßstange sind pakistanischer Herkunft, die ebenfalls anscheinend auf Weiterfahrt auf den Salang-Pass warten.
Auf Puli Khumri haben wir unsere Hoffnungen gesetzt. Puli Khumri gehört mit ungefähr 140.000 Einwohnern zu den 10 größten Städten Afghanistans. Die Autos brauchen eine Wäsche und sie müssen abgeschmiert werden. Damit würden wir gerne Dienstleister beauftragen. Bei Einfahrt in den Ort ahnt man noch nichts. Dann: entlang des Bürgersteigs stapelt sich der Müll. Kühe und Menschen versuchen, diesem Abfall noch etwas abzugewinnen. Die Kühe laufen frei, auch im Verkehr. Puli Khumri ist bisher die schmutzigste Stadt Afghanistans. Damit hätte ich wirklich nicht gerechnet.
At the car wash. Welch eine Wohltat.
In zwei Fahrtagen erreichen wir die 500.000 Einwohner zählende Stadt Mazar-e Sharif. Es ist Freitag Mittag. Wir fahren direkt auf das Mausoleum Kalif Alis zu, die auch als die Blaue Moschee gilt. Für heute Nachmittag bietet sich der Besuch gleich an, noch bevor wir einen Standplatz beziehen. Wir parken vor dem Eingang.
Am Eingang für Männer darf auch ich durch, ohne Leibesvisite, die Männer werden kontrolliert. Die Fotoapparate interessiert auch keiner, das Outfit muss nicht dem Anlass angepasst werden, nach dem Permit fragen sie auch nicht. Ich bin sehr begeistert. Ein Ober-Aufseher bestellt uns in ein Büro in dem wir warten sollen, bis das Gebet abgeschlossen ist, eine halbe Stunde etwa. Freitagsgebet! Nach Ablauf der Wartezeit erscheint er wieder bei uns und verkauft uns Tickets für den Besuch für 5 $ pro Person. Überraschung! Auf dem Abschnitt steht, der Zutritt ins Innere des Mausoleums und der Moschee wäre verboten. Damit sinkt meine Laune entscheidend. Mich würde mal interessieren, wie die Afghanen einen so wichtigen Tomb wie diesen huldigen. Parallel zu diesem Shrine haben die Iraker auch einen Imam Ali Shrine. Die Afghanen behaupten natürlich, dieser Shrine wäre der einzig wirkliche. Die sterblichen Überreste wären von Nadschaf überführt worden und es bestünde kein Zweifel unter den Gelehrten. Irak ist da anderer Meinung. Bei den Sunniten in Afghanistan handelt es sich um den 4. Kalif Ali, bei den Schiiten im Irak ist Ali natürlich der 1. Imam. Bei der Blauen Moschee soll es sich um eine der schönsten Moscheen der Welt handeln. Ja, unbestritten.
Nach einem kleinen Aufenthalt habe ich meine Fotos in der Kiste, marschiere ins Auto, trinke Kaffee und lasse meine Lederschuhe von dem Schuhputzer auf Hochglanz bringen. Dafür zahle ich ihm 50 Afghanis, nicht einmal einen Euro. Afghanen zahlen nicht einmal die Hälte dessen. Um ein Foto von ihm zu machen, muss ich erst durch die drei Reihen Schaulistige, die sich in einem Kreis um uns versammelt haben, mühen.
Als wir alle wieder zurück an den Autos sind, machen wir uns auch schon auf aus der Stadt, mehr gibt es nicht zu sehen. Zu erwähnen sei, dass Deutschland während des Krieges in Kunduz und Mazar-e Sharif stationiert war. Auf Deutschland sind die Afghanen gut zu sprechen.