Auch heute beenden wir unsere Fahrt schon am mittleren Nachmittag, was wir seitdem wir nicht mehr auf Transit fahren schon häufiger machen. Auf der Strecke von Sabzevar kommend fahren wir in dem kleinen Örtchen J’frabad ab und versuchen uns mit einem Nachtplatz. Sonst übernachten wir schon mal an einer Raststätte oder in der Nachbarschaft eines Restaurants. Auf der Straße ist nicht viel los und wir fahren weiter durch den Ort und darüber hinaus, bis wir in den landwirtschaftlich bewirtschafteten Außenbereich gelangen. An Lehmmauern kommen wir zum Stehen und entscheiden uns dafür, die Nacht hier zu verbringen.
Vor uns ist ein mit Lehmmauer umfasster Bereich, in dem Bäume mit heller Rinde stehen. Die Bäume stehen zur Bewässerung in Furchen. Wie wir von Vater und Sohn herausfinden die uns besuchen, handelt es sich um eine Pistazien-Plantage. Die beiden verharren bei uns und bedienen sich an unseren Zigaretten und überprüfen alles, was sie in die Finger bekommen können, Router, Tumbler, Aschenbecher …
Nachdem die beiden wieder weiterziehen, hören wir Geknatter auf uns zukommen und schon sind die nächsten an Ort und Stelle. Es werden bis zu 15 junge Heranwachsende, kaum groß genug, um mit ihren Füssen auf dem Moped zum Boden zu reichen. Statt Motorradhelm trägt man im Iran auf Mopeds maximal Wollmütze. Es geht wild durcheinander. Die einen wollen Money, Dollars, dann wieder Zigaretten, deutsche Mitbringsel und so geht es weiter. Es scheint so, als hätten sie noch nie Besuch von Touristen in ihrem Ort begrüßt. Die Stimmung überschlägt sich und ich breche ab und schicke sie weg. Lange dauert es nicht, und sie sind wieder auf dem Hof. Mehrmals versuchen wir zu verhandeln und Jürgen schafft es, ihnen ein Angebot zu machen, das beinhaltet, dass sie uns bis zum nächsten Morgen um 09:00 Uhr in Ruhe lassen und dafür Dollars bekommen. Soweit so gut.
Dafür taucht dreimal die Polizei bei uns auf, einmal in Zivil und zweimal in Uniform. Es ist wie verhext. Die Ausweise werden geprüft und fotografiert. Auch sollten wir umparken, hier wäre es zu gefährlich. Das werden wir nicht nur einmal hören. Auch Polizeibesuche werden wir noch öfter haben. Als wir die Polizei los sind, bekommen wir noch Besuch von einem ehrgeizigen Mann, der uns morgen die Salzwüste zeigen will. Wir bestellen ihn für den nächsten Morgen um 9 Uhr. Eine kleine Ewigkeit dauert es schon, bis er uns das nochmals und nochmals bestätigt. Wir verabschieden uns endlich. Es dauert nicht lange, und er schaut nochmal bei uns vorbei, diesmal mit einem Glas Honig unterm Arm. Der Honig wäre gut für Jürgens Husten. Auch jetzt kann er sich nicht so schnell von uns trennen. Wieder und wieder möchte er unsere Verabredung für morgen bestätigen. Wir sind müde und würden gerne zu Bett gehen.
Am nächsten Morgen ist er schon um halb 9 da, um uns zum Frühstück einzuladen. Jürgen liegt noch im Bett, er ist krank, schwer erkältet. Ich schicke ihn wieder weg. Um 9 Uhr erscheint er wieder. Wir stimmen zu und engagieren ihn, uns die Salzwüste zu zeigen, die seiner Meinung nach nicht auf unserer Karte ausgewiesen ist. Wir fahren an der steppenartigen Landschaft Kilometer um Kilometer, ohne dass sich etwas verändern würde. Auch er hat keinen richtigen Plan. So beschließen wir wieder umzudrehen.
Er dirigiert uns nach Shwrab, wo wir wie in J’frabad die alte Lehmsiedlung besichtigen können. Es ist davon auszugehen, dass die alte Siedlung noch bis zu vor 50 Jahren bewohnt war und danach erst die modernen Häuser dazu gebaut wurden.
Etwas außerhalb gibt es noch eine Moschee und am Qanat halten wir eine kleine Teepause ab. Sein Bruder ist wie zufällig ebenfalls mit dem Auto vor Ort, bringt Wasserflaschen, Tee und Zucker mit, sie entfachen ein Feuer und laden uns ein.
Auch in unserem Ausgangsort gibt es eine traditionelle Lehmsiedlung, in der wir uns genauer umsehen.
Gegen Mittag sind wir von unserer Tour bereits wieder zurück und versuchen noch mit seiner angebotenen Hilfe, Diesel an der Tankstelle zu beziehen, was scheitert. Wir fahren wieder in den Ort und bekommen 5 herbeigeschleppte Gallonen Diesel zum Selberbefüllen. Damit kann es wieder ein paar Kilometer weiter gehen.