In einem Rutsch und kleiner Unterbrechung zum Wassertanken fahren wir nach Jeddah.
Nördlich des Red Sea Gateway Terminals fahren wir auf eine große freie Fläche am Wasser. Mittlerweile ist es schon später Nachmittag und zahlreiche Autos haben sich hier schon versammelt. Die Menschen kommen her zum Picknicken. Wir besorgen uns noch leckeres Essen mit Kebab, Fisch und Hummus und setzen uns ebenfalls mit an den Rand zum Wasser. Um 1836 Uhr ruft der Muezzin und wir dürfen essen. Neben uns hat sich eine große Gesellschaft auf Teppichen zusammengefunden. Schon seit einiger Zeit verteilen sie ihr üppiges Essen auf Tellern. Auch uns bringen sie eine Schale mit Lasagne und Somosas – köstlich. Bei einem anderen Teppich werden wir zu Saft und qahwa eingeladen. Lauter lustige Jungs, die uns zum Islam überreden wollen.
Wir sitzen noch schön lange mit unserem 0,00 % Holsten Bier draußen vor dem Auto, starker Wind baut sich auf, noch immer ist es sehr, sehr warm. Ein paar Ratten sind unterwegs, um noch etwas Essbares zu finden. Abfall wird einfach achtlos weggeworfen. Entweder fängt sie der Bangladeshi mit seiner Abfalltonne ein, der die ganze Nacht aktiv ist oder meistens verweht es der Wind schon ins Meer. Es schmerzt beinahe schon, wenn man den Müll so an sich vorbeitreiben sieht.
Nachts um 0400 Uhr klopft uns Polizei aus dem Schlaf, die auch schon den ganzen Abend über Patrouille gefahren ist. Irgendwas haben sie wohl entdeckt und wir sollten nach etwas weiter hinten umparken, obwohl noch zahlreiche Autos mit uns in einer Linie stehen. Wir haben es nicht verstanden.
Den Tag darauf und sogar noch Folgetag verbringen wir damit, Gas aufzutreiben. Von den 50 Litern ist kaum noch etwas übrig. Wir hören von einer Möglichkeit, einen Gastanker an eine Adresse zu bestellen, um auftanken zu lassen. Mit Wasser ginge das ebenfalls. Wir fahren zuvor noch etliche Adressen an, die hoffen lassen, dass wir dort Gas bekommen können. Es handelt sich aber jeweils um Gasflaschen-Anbieter, die uns abweisen. Jürgen hat wirklich alle Register gezogen, um an Informationen zu gelangen. Dabei kommen wir auch an hilfsbereite Menschen, die für uns telefonieren oder uns zu noch unbekannten Anbietern bringen. Schlussendlich führt das auch nicht zum Ergebnis. Letztendlich folgen wir einem Hinweis, in Rabigh im Industriegebiet eventuell fündig zu werden. Erneute Nachfragen bringen uns zu einem kleinen Baumarkt, in dem wir einen Überströmschlauch kaufen können. Nun braucht es nur noch eine Gasflasche, mit der wir unseren Tank daraus befüllen. Wir schaffen es auf 10 Prozent.
Zwischendurch haben wir zumindest noch Al Balad in Jeddah aufgesucht. Bekannt ist das Viertel für seine Hijazi Korallenkalkhäuser mit Holzerkern an Fenstern und Balkonen, die Roshan genannt werden. Ich hatte vielleicht ein Dutzend Häuser in der Konstellation erwartet. Tatsächlich sind es aber sehr, sehr viele, insgesamt 56. Ein komplettes Viertel eben. Die Häuser sind in einem äußerst desolaten Zustand. Ganz Al Balad ist eine Baustelle. Anscheinend sollen sie aufwändig restauriert werden. Da hat sich Jeddah ja was vorgenommen. Schön kann man sich das Viertel vorstellen mit seinen Geschäften (die jetzt alle geschlossen waren) und den zahlreichen Sitzmöglichkeiten. Das hätte Flair.
Nun können wir endlich Richtung White Mountain aufbrechen. Auf Highway geht es Richtung Al Madinah. Obwohl wir nicht eingeplant haben, Al Madinah einen größeren Besuch abzustatten, machen wir einen kleinen Abstecher. Direkt im Zentrum parken wir den MAN im Parkverbot und queren den riesigen Platz Richtung Eingang zur Propheten Moschee. Militär sichert den Zutritt. Wir dürfen als Nicht-Muslime nicht passieren. Hätte mich auch gewundert, obwohl wir gehört haben, dass Madinah vor kurzem erst seine Pforten für Ungläubige nun geöffnet habe. Al Madinah ist die zweitwichtigste Stadt des Islam nach Makkah. Viele Menschen pilgern heute dorthin, es ist Freitag. Polizei hat unseren nicht ordnungsgemäßen Parkplatz natürlich entdeckt und als wir zu erkennen geben, dass wir nicht weiterfahren können, weil vor uns ein zu niedriger Tunnel abwärts führt, werden wir rückwärts aus der Straße eskortiert. Wir verlassen auf direktem Weg die Stadt.