Einreise Irak ist lange nicht so aufregend wie an der iranisch-irakischen Grenze. Die Grenzanlage ist übersichtlich angeordnet. Customs und Immigration sind in Sichtweite. Ein Beauftragter, der allerdings für seine Dienstleistung Geld von uns sehen will, kümmert sich um die Papiere. In den Wartezeiten organisieren wir uns beim Wechsler irakisches Geld und SIM-Card in den angrenzenden Läden, die auch den täglichen Bedarf der hier Stationierten deckt. Es ist ein reger Betrieb. Der Tag ist schon fortgeschritten und die Verantwortlichen werden in ihren Quartieren zur Unterschrift oder Bewilligung aufgesucht. Als wir fertig sind, ist es bereits Abend und die Straße nach Bagdad ist aus Sicherheitsgründen geschlossen. Wir übernachten auf dem Grenzgelände. Schon früh am nächsten Tag fahren wir los. Wir müssen noch durch einige Gates. An einem ist das Häuschen nicht besetzt und es kommt mir jemand zu Hilfe, der in den nebenliegenden Gebäuden klopft und ruft. Irgendwann erscheint ein Herr in Unterhemd und Unterhose und verschwindet in einem kleinen Häuschen. Nach etlichen Minuten erscheint er dann in Uniform und kann uns abfertigen. Wir fahren. Eigentlich hätten wir ja gedacht, wir würden direkt in einem Konvoi aufgenommen, der uns die 500 Kilometer nach Bagdad bringt.
Aber wir fahren und fahren, ohne dass etwas Derartiges passiert. Die Landschaft ist öde und übermäßig vermüllt.
Nach 250 Kilometern bekommen wir unser erstes Begleitfahrzeug. Etwa alle 40 Kilometer wechselt das Fahrzeug. Von Mal zu Mal werden die Fahrzeuge immer militärischer. Am eindrucksvollsten ist ein Pickup mit Soldat auf der Ladefläche mit montierter Waffe und Maschinenpistole im Anschlag. Links und rechts der Straße sind alle paar Kilometer Forts unterschiedlicher Größe, die auch besetzt sind. Immer wieder Fahrzeugwracks. Diese Strecke wird kontrolliert, da vor ein paar Jahren schon mal Touristen entführt wurden und zu Tode kamen. Kurz vor Bagdad werden wir entlassen. Es hat vorbildlich geklappt: wir konnten mit unserer Wahlgeschwindigkeit fahren, mussten bei den Wechseln nicht besonders warten, nur einmal und da hatten wir Kurzweile mit den sehr netten und lustigen Soldaten.
Mittlerweile ist es schon spät und es dämmert. Vor allem Jürgen ist müde und wir versuchen uns mit einem Stellplatz für die Nacht, was nicht so einfach ist. Es hieß, wir sollten bevorzugt in Städten übernachten. So versuchen wir, Unterschlupf in einem der Orte zu finden, die ebenfalls von Militär gesichert sind. Wir werden nicht durchgelassen. Weitere Zufahrten sind mit Wällen versperrt. An einer Stelle schlüpfen wir irgendwie durch, was zur Folge hat, dass wir nach über einer Stunde Verhandlung weiterziehen. Die Militärs argumentieren, wir sollten nach Bagdad fahren, hier wären wir nicht sicher, es gäbe Rebellen, die sie und uns überfallen könnten und unser Leben wäre in Gefahr. Nach Bagdad wollen wir heute nicht mehr und finden eine Ansammlung von ein paar Lkws, bei denen wir uns dazustellen. Die Nacht war ruhig.