Wer hätte es sich gedacht, dass ich es doch noch an die Küstenstrasse Kroatiens schaffe!? Selbst gestern war ich noch nicht davon überzeugt. Aus gutem Grund.
Mein erster Anlauf wurde ja bereits vereitelt, indem mein Schlavi die Brückenmaut zu der Insel Krk umgehen wollte und mich stattdessen per Fähre gleich mal nach Cres geschickt hat. Ich staunte nicht schlecht, als ich kurz vor dem Fährhafen in Brestova die Ansage erhalte. Ich kaufe artig mein Ticket und recherchiere erst einmal anhand der Angaben auf dem Slip, wohin die Reise gehen soll. Nicht, wie zu erwarten wäre, fahren wir direkt nach Krk, sondern nach Porozina auf der Insel Cres. Es geht schnell, keine Warteschlange. Die Überfahrt dauert etwa 20 Minuten, in denen man noch nicht so viel in Erfahrung bringen kann.
Als wir in Kolonne das Schiff verlassen, halte ich erst einmal an dem erstmals höchsten Punkt. Dieses Panorama! Ich lasse mal wieder die Drohne steigen, um dieses Bild einzufangen. Ziel- und planlos fahre ich nach Beli. Über mir kreist einer der ansässigen Gänsegeier.
Beli ist eine kleine Anhäufung von Häusern, verbunden und getrennt durch kleine Gässchen. In der Mitte der Ortschaft ist die Dorfkirche. Unter dem schattigen Baum – grösser ist der Platz auch gar nicht – versuche ich, eine Strategie zu entwickeln. Erst einmal wieder die 15 Kilometer zurück über den einspurigen Pfad, auf dem man sich vor Schafen und Kühen hüten soll, über den ich auch gekommen bin.
Ich bin auch schon fast wieder dabei, mich in die Fähre einzuordnen, als J mir die Strategie auch schon frei Haus liefert. J kennt natürlich Cres. Hier war er in frühen Jahren schon öfter. Stichworte sind Mali Lošinj und Veli Lošinj – eines heisst gross / eins klein und in der Mitte der Insel gibt es den Süßwassersee Vrana. Und schon bin ich wieder runter von der Fährspur.
Über Stock und Stein auf zum Süsswassersee. Das war natürlich nicht der richtige Einstieg. Ich habe keine Koordinaten. Google Earth hätte mir das schon helfen können. Ich lande in der Sackgasse. Weiter ginge es nur zu Fuss. Es wird schon spät und bald dann auch schon dunkel. Ich fahre die scheinbar einzige Möglichkeit auf der Insel an, zu übernachten ohne Strafe und ohne Camp Ground. Um halb 10 abends weist mich ein ziviler Herr an den offenen Heckklappen darauf hin, dass Übernachten hier verboten wäre. Ich solle verschwinden – in 10 Minuten käme sein Kollege und würde mir eine Strafe auferlegen. Meine erste Strafe belief sich ja noch auf 500 Kuna. In dieser Gegend höre ich von 1000 (130) bis 2000 Kuna (260 EUR).
Ich fahre einfach ein paar Kilometer weiter in die nächste Feldstrasse und parke in einer Ausweichbucht.
Gut, dass ich an dem Plan mit dem See nicht festgehalten habe, denn sämtliche Berghänge herum und das Seeufer sind Sperrgebiet, weil Trinkwasserspeicher für die Insel!
Danach auf nach Mali und Veli. Dazu muss man über eine Drehbrücke, die morgens um 9 und nachmittags um 5 für den Bootsverkehr öffnet. Die Inseln sind wunderschön. Sie bestehen hauptsächlich aus Panorama, Steinen, Ziegen und einem Schaf. Wer hat nur alle diese Steinmauern aufgeschichtet!? Sollte ich doch noch übernachten wollen, gibt es eigentlich nur noch eine Möglichkeit: runter in den Süden auf einen privaten Parkplatz. 20 Kuna, mit Übernachtung 40 Kuna. Dazwischen Badetag.
Der Parkwart erklärt mir, er wäre Nudist. Ja. Die Damen würden danach immer den Beweis dafür fordern. Ja … Doch auch ohne meine Nachfrage lüftet er sein Badetuch direkt noch am Parkplatz. An meinem Badeplatz nochmals mehrfach Anschauungsunterricht.
Seit ich jetzt unterwegs bin, ist es das erste Mal, dass ich mit einem Stuhl vor der Türe sitze. Und ich nicht bei jedem Auto damit rechne, dass die Polizei aufkreuzt.
Entspannt fahre ich am nächsten Morgen wieder zurück. Nach Veli. Und letztendlich auch weiter mit der Fähre nach Krk. Einfach noch eine Übernachtung auf Krk – es ist schon spät. Und am nächsten Morgen weiter auf die Küstenstrasse, auf die ich mich schon so freue. Hätte ich nicht noch die Muskeln spielen lassen …
Man kann ja schlecht sagen, es wäre der einzige Felsbrocken auf Krk, denn die Insel besteht – wie Cres – aus Steinbrocken. Doch auf dieser Strasse war es auf 20 Kilometern bestimmt der einzige. In einer wirren Entscheidung, wende ich in 10 Zügen und beim letzten Zug – was soll ich sagen. Ich habe den rechten Unterfahrschutz … die Aufhängung … irgendwie … irgendwas. Ich geh noch zum Abendessen, parke und hoffe auf morgen. Mit 5 Zentimetern Bodenfreiheit am nächsten Morgen über die ganzen Sleeping Policemen einmal quer über die Insel zum Auto Servis meines Vertrauens. Und yes: he can fix it!
Dann runter von Krk. Mein Schlavi hätte gar keinen so grossen Bogen um die Brückenmaut von Krk zu Festland befürchten müssen. Free of charge.
Von Kraljevica aus fahre ich lediglich noch bis Senj, da ich von dort aus morgen in das östliche Hinterland zu den Plitvicer Seen und der Aero Base Nahe der Grenze zu Bosnien starten werde. Dazu fahre ich schon den Anfang der Höhenstrasse und finde einen Platz in der Nähe zu Senj auf einer Anhöhe und blicke in den Sonnenuntergang mit Blick auf Krk. Herrlich.
Es herrscht starker Wind. Über Nacht reisst es zweimal die beiden Oberlichten mit Bügel-Schnappverschluss auf.