Kurz hinter Mazar-e Sharif liegt das kleinere Örtchen Balch mit einer Sehenswürdigkeit, der Grünen Moschee. Obwohl wir heute schon genügend Moschee hatten, entscheiden wir uns für einen Abstecher. Die Straße ist gelb verzeichnet und ich hatte nicht gedacht, dass wir wieder auf einer Holperstraße landen würden. Auch hier fahren wir durch kleine Orte, auf denen sich viel Leben auf der Straße abspielt.
Und, was soll ich sagen: es hat sich gelohnt. Die Moschee Khwaja-Parsa ist sehr, sehr schön. Die Moschee ist zugleich Shrine von dem Sufi-Gelehrten Khwaja-Parsa und ist nach seinem Ableben 1460/61 erbaut worden.
Der Vorplatz ist öffentlich zugänglich und grenzt direkt an den runden Park im Zentrum des Ortes. Alle Einfallstraßen enden in dem Kreisverkehr um den Park. Balch ist eine bekannte Wallfahrtsstätte mit immerhin mehr als 90.000 Einwohnern. Ich lese auch: Balch ist die Wiege der iranischen Zivilisation. Alle möglichen Mächte haben sich um Balch oder Baktra, wie es hieß, gerangelt. Erst 1747 fiel es an Afghanistan. Touristen ist sie eher weniger vertraut, obwohl man immer wieder auf die Moscheen in Rot, Blau und Grün hingewiesen wird. Zutrittskontrolle gibt es nicht, Eintritt kostet es ebenfalls nicht. Nachdem Jürgen gesagt wird, man könnte ins Innere, hört man aufgeregte Stimmen, die ihn abhalten wollen. Zutritt ist natürlich für Nicht-Gläubige nicht erlaubt. Burka wäre eine Idee.
So sieht es meistens aus, wenn man schon mal die Aufmerksamkeit der Anwesenden hat und versucht, ein Weitwinkel-Foto zu schießen.
Natürlich parken wir direkt vor der Haustüre und damit auf einem Taliban-Stützpunkt. Auf dem Parkplatz steht noch ein ausrangierter Hummer. Wir fragen nach und werden zum Kommandanten der Einheit geführt. In einem noch nicht fertiggestellten Neubau ist das Büro, in das wir eingeladen werden. Der Kommandant sitzt am Boden auf seinem Teppich, zu uns gesellen sich noch 8-9 der Taliban plus ein Übersetzer. Die Hütte ist voll. Natürlich dürften wir dort übernachten, 1 Nacht, 2 Nächte, 3 Nächte, solange wir wollen, Afghanistan wäre sicher, das sollen wir auch zuhause erzählen. Unterstützend ist das gesamte Gelände videoüberwacht. Wenn wir heute Abend zum Essen wollen, geben sie uns einen bewaffneten Soldaten als Geleitschutz mit. So kommt es dann auch. In einem geräumigen Toyota 4RUNNER fahren wir zum Restaurant. 5 Taliban warten während unseres Lamm-Kebabs vor der Tür.
Heute Morgen entschließen wir uns, noch einen Tag zu bleiben. So können wir gemütlich noch einmal die Wasserpumpe kontrollieren und hoffentlich wieder in Gang bringen. Die Männer schmieren auch noch die Lkws ab und so verbringen sie den ganzen Tag umringt von Schaulustigen Jungen. Sobald die Taliban um die Ecke schauen, sprinten sie alle davon. Anscheinend haben sie doch Respekt. Auch der Kommandant mit Gefolge überzeugt sich von dem Geschehen.
Jetzt gerade haben wir die Polizei am Hof. Sie wollen das Kabul-Permit und die Pässe sehen. Irgend jemand hat sich telefonisch über die Polizei avisiert und uns Unterlagen für weitere Sehenswürdigkeiten im Umkreis versprochen. Es handelt sich um einen Professor, der in der Gegend Sehenswürdigkeiten für Touristen anbieten möchte. Gegen Geld, versteht sich. Sie haben es sich gemütlich eingerichtet.
Am Abend schleichen wir uns davon und fahren mit einem Tuk-Tuk, in dem 4 Personen Platz finden, zu unserem Restaurant. Diesmal sitzen wir im Freien, verschenken Brot und Reste an 4 Bettelmädchen. Wenn man sie so beobachtet, sind sie ganz schön gerissen, wie sie Passanten und Autos abholen wollen. Das Essen ist wieder gut. Am Nachbarstand werden kiloweise Bananen, Honig, Nüsse, … zu Shakes verarbeitet, die Jürgen locken. Er bestellt zwei, bekommt 4, natürlich. Afghanische Logik.
Auf dem Nachhauseweg – diesmal zu Fuß – suchen wir noch den verlockend aussehenden Supermarkt auf. Wir finden Kekse für Jürgen, es gibt Bonbons, Drogerieartikel, Nüsse und Kerne. Leider kein Zugewinn für unsere Vorratshaltung.
Liebe Birgit,
sowohl Deine Bilder als auch Deine Kommentare finde ich spannend. Ich werde wohl noch einige Tage benötigen, bis ich alles gelesen und gesehen habe, nachdem Jürgen nun Deine Adresse bekannt gab.
Weiterhin alles Gute und herzliche Grüße
Traudl
Meine liebe Traudl,
herzlich willkommen auf meinem Reiseblog. Ich freue mich ganz besonders über Dein Interesse. Dankeschön!
Ganz herzliche Grüße
Birgit