Nachdem wir uns ausgiebig verabschiedet haben, geht es Richtung Tabas. Etwa 30 Kilometer nördlich von Tabas bleiben wir an einem Canyon an der Kal-E-Jeni Geosite für ein paar Tage. Erstmals seit Teheran sind wir unter 1000 Meter. Der Canyon ist etwa 9 Kilometer lang. Wir erwandern uns das Tal des Canyons, in dem auch eine Felsenwohnung zu erkunden ist. Zudem suchen wir den Flusslauf auf, der sich an einer anderen Stelle durch den Canyon zieht. Dazu müssen wir an mehreren Stellen das Wasser durchwaten, wenn das Ufer nicht mehr weiterführt. Außerdem gibt es Qanate (unterirdische Wassersysteme) unweit unseres Camps.
Wir ziehen weiter Richtung Yazd und verbringen den Tag noch in Tabas selbst für langwieriges Geldwechseln bei einem freundlichen Juwelier, einkaufen, Lunch. Tabas liegt mit seinen 35.000 Einwohnern ungefähr in der Mitte des Irans. Natürlich besuchen wir auch den 300 Jahre alten Golshan Garden. Inmitten dieses Parks befindet sich ein Wasserbassin, in dem Enten, Gänse und auch 3 Pelikane ansässig sind. Die Pelikane sind freiwillig hier eingezogen, wie es heißt. Der Park war einst unter den 50 schönsten Gärten der Welt gelistet. Heute scheint es, hat er einiges an Charme eingebüßt – möglicherweise liegt es auch an der Jahreszeit unseres Besuches. Das Bassin wird von einem starken Zufluss gespeist. Nachdem der Tag damit auch schon seinem Ende zugeht, übernachten wir an einem nahegelegenen Palmenhain. Übrigens die ersten Palmen, die wir im Iran zu sehen bekommen. Ebenfalls speziell sind die Kohleabbaustätten außerhalb von Tabas.
Am nächsten Morgen starten wir für ein außergewöhnliches Ziel. Etwa 200 Kilometer von Tabas entfernt liegt mitten in der Wüste von Tabas die Basis zum Eagle Claw Disaster, das sich im April 1980 zugetragen hat. Ziel der Mission war es, 52 US-Botschaftsmitarbeiter zu befreien, die nach einem Sturm der Iraner auf die US-Botschaft als Geiseln genommen wurden. Die Mission schlug fehl, auch aufgrund von technischen Gegebenheiten. Zu sehen gibt es in einem umzäunten Bereich 2 kaputte Hubschrauber und ein zerstörtes Flugzeug. Daneben wurde eine Moschee errichtet, die den Namen ‘Thank you’ erhalten hat.
Am nächsten Tag erreichen wir Yazd. Yazd zählt zu den ältesten Städten des Irans. Seine Gründung als Oasenstadt zwischen den Wüsten Dasht-e Kawir und Dasht-e Lut liegt 3.000 vor Christus. Yazd ist eine Stadt in der Wüste, die die Hitze auf ihre Weise gelöst hat. Überall verteilt in der Stadt sieht man Windtürme, die die Gebäude und Anwesen kühlen sollen. Am Amir Chaqmaq sieht man schön 4 der alten Windtürme von dem Platz aus. Wir schlendern von unserem günstig gelegenen Parkplatz noch zur Jameh Moschee – der Freitagsmoschee. Eine lange Straße mit Geschäften und Cafes führt dorthin. Auch das Innere der Moschee interessiert uns. Dazu muss ich wieder einen Tschador anlegen, den ich mir diesmal beim Eingang ausleihen kann. Von dem Yazali Museum haben wir uns erwartet, dass wir den kleinsten Koran der Welt sehen können, der allerdings ausgeliehen oder im Archiv weilt – so genau weiß man es nicht. Dieser Koran ist handgeschrieben und kann nur mit der Lupe entziffert werden.
Wir bleiben noch in der Stadt, weil wir noch etwas ganz Besonderes vorhaben. Im Iran gibt es Clubs oder Vereine, die einer traditionellen Körperertüchtigung von Männern dienen. Iranische Krieger wurden einst mit dieser Athletik trainiert. Dies findet in Zoorkhanehs – Houses of Strength – statt. In der Mitte des Raumes ist ein runder Ring, tiefer gelegen als der Rest der Örtlichkeit. Die Männer – von Klein bis Groß – versammeln sich darin. Gekleidet sind sie mit speziellen Hosen 3/4-lang mit Bauchgürtel. Über dem Geschehen thronen 2 Morsheds, die den Ton mittels Gesangs und Trommeln vorgeben. Zu diesem Rhythmus werden unterschiedliche Übungen für den ganzen Körper ausgeführt. Es beginnt mit Liegestützen in der Grätsche. Etwa gegen Ende des Work-Outs werden Keulen von unterschiedlicher Größe eingesetzt, die in einem besonderen Ablauf geschwungen werden. Ein Durchgang dauert 1 Stunde. So lange sind wir Gast in diesem Haus. Im Untergeschoss kann man sich auch noch die Geschichte des Hauses und des Saheb A Zaman Clubs näherbringen. Das Haus war einst ein Wasserspender (aus dem 15. Jahrhundert) für die umliegenden Haushalte. Das Wasserreservoir wurde durch ein 90 Kilometer langes Qanat versorgt. Natürlich ist auch dieses Gebäude mit einem Windturm, genannt Yazdi badgir, versehen, den man von unten mit Sicht auf das Innere bewundern kann.